Angefangen hatte es 1964 mit dem Zweiten vatikanischen Konzil, skizzierte Weihbischof Heinrich Timmerevers den Rückblick. Das dort verabschiedete Ökumenismusdekret habe der römisch-katholischen Kirche die Tür zur Ökumene geöffnet. Auf Anregung des evangelisch-lutherischen Oldenburger Bischofs Gerhard Jacobi an den Münsteraner Bischof Dr. Joseph Höffner trafen sich am 8. Januar 1966 16 Vertreter beider Kirchen in Vechta zum ersten Mal. Neben den beiden Bischöfen nahm daran auch der Bischöfliche Offizial Heinrich Grafenhorst aus Vechta teil.
Eine der ersten Fragen, die geklärt wurde, war die gegenseitige Anerkennung der Taufe. Die katholische Kirche im Bistum Münster erkannte ab jetzt alle evangelischen Taufen an, „ohne dass es an die große Glocke gehängt wurde“. In vielen weiteren Begegnungen sei das Vertrauen der Kirchen zueinander gewachsen, betonte Timmerevers. Die Treffen hätten sich trotz wechselnder Gesprächspartner zu einer Erfolgsgeschichte entwickelt. Noch nie seien so viele ökumenische Gottesdienste gefeiert worden. Und dennoch, es sei immer noch Luft nach oben, sagte der Weihbischof. „Doch wir tun im ökumenischen Miteinander nichts, was den anderen in Bedrängnis bringen könnte.“
Im Oldenburger Raum würde sich die große Theologie erden, ergänzte Bischof Janssen. Es sei ein großer Vorteil, dass Oldenburg und Vechta „auf Rufweite“ beieinander lägen und die Kirchenbezirke beider Konfessionen praktisch deckungsgleich seien. „Und wir wissen gegenseitig, was es heißt, in der Mehrheit und Minderheit zu sein“, spielte er auf die katholische Diasporasituation im Norden und die evangelische Diasporasituation im Süden des Oldenburger Landes an. Der Flüchtlingszuzug nach dem Zweiten Weltkrieg habe in vielen Gebieten konfessionelle Inseln entstehen lassen. So habe es vor dem Krieg in Südoldenburg keine evangelischen und in Nordoldenburg keine katholischen Gemeinden gegeben.
Er selbst sei von der Atmosphäre der evangelischen Kirchentage und der katholischen Katholikentage geprägt, sagte Janssen. Der erste ökumenische Kirchentag in Berlin 2003 habe unter seiner Mitleitung gestanden. Seit 2009 eröffne er das Kirchenjahr in einem ökumenischen Gottesdienst mit seinem katholischen Amtsbruder Timmerevers. Für das kommende Jubiläumsjahr hat er ihn zu einem Besuch nach Wittenberg eingeladen.
Die Wichtigkeit religiöser Freiheit und Gestaltung der Gesellschaft zeige sich deutlich beim momentanen Zuzug vieler Menschen anderer Kulturen und Religionen, sagte Janssen. Die Bischöfe suchten auch immer wieder Kontakte zu Jeziden oder Vertretern orthodoxer Religionen. „Andersartigkeit darf nicht zu einem Kulturkampf werden“, unterstrich Timmerevers. „Die Andersartigkeit des Anderen ist kein Hindernis, sondern tut mal gut“, bestärkte ihn Janssen. Von diesem Kerngedanken der Ökumene könne auch eine säkulare Gesellschaft profitieren.
Am 13. Februar feiern die beiden Kirchen das Jubiläum mit einem großen Festakt in Vechta. Neben Bischof Jan Janssen, Bischof Dr. Felix Genn und Weihbischof Heinrich Timmerevers werden dazu viele weitere hochrangige Kirchenvertreter erwartet.
Ludger Heuer
Einen kompakten Rückblick über die 50-jährige Geschichte der Gespräche siehe unten.