31. März 2018
- Oldenburger Land
Osterbotschaft von Weihbischof Wilfried Theising
Das Frühjahr ist die Zeit, in der die Schafe lammen. Gerade in unserem ländlichen Raum kann man dieses schöne Ereignis noch vielerorts sehen. Auf Weiden und in Ställen kommen sie zur Welt, die kleinen Lämmer. Zunächst hilflos und unbeholfen, dann quicklebendig und ungestüm. Von jeher steht das Lamm in enger Verbindung mit dem christlichen Osterfest. Es ist eines seiner zentralen Symbole, ja für das Christentum insgesamt.
Schon beim jüdischen Pessachfest spielt es eine besondere Rolle als Opfertier. Für das Volk Israel ist die Schlachtung des Lammes untrennbar verbunden mit der Erfahrung der Befreiung aus der ägyptischen Sklaverei. Das Blut der Lämmer an den Türen der Israeliten diente als Schutzzeichen, so dass die tödliche Bedrohung an ihnen vorüberging (Exodus, Kapitel 12). Das geopferte Pessachlamm steht seitdem für die Befreiung durch Gott aus Unfreiheit und Sklaverei.
Die ersten Christen haben mit dem Symbol des Lammes Jesus Christus in Verbindung gebracht. Johannes der Täufer und auch der Apostel Paulus nennen ihn das „Lamm Gottes“. Für sie ist Jesus das Lamm, das für die Menschen am Kreuz geopfert ist. Sie verstehen ihn im Sinne des Wortes als Unschulds-Lamm: Er lädt die Schuld der Menschen auf sich und nimmt sie mit ans Kreuz. Bedeutsam ist, dass Jesus sich selbst für uns hingibt und nicht von den Menschen geopfert wird.
Als Opfertier verweist das Lamm auf Karfreitag, auf den Tod. Doch schon in der Johannesoffenbarung ist die Rede vom Lamm, das in der Herrlichkeit Gottes lebt. Es ist der auferweckte Christus. Das Symbol des Lammes erinnert nunmehr auch an den Sieg über den Tod, die Auferstehung. Daher wird Christus auf österlichen Bildern nicht selten als Lamm mit einer Siegesfahne dargestellt.
Bild, Symbol, Erinnerung – was bleibt für uns heute? Schauen wir auf Jesus. Die Menschen damals haben sich an ihm ausgelassen. Er litt wie ein Lamm auf der Schlachtbank, klaglos und unschuldig. Er wehrte sich nicht. Einige mögen sagen, was für eine Dummheit. Anderen half er, sich selbst aber nicht. Ein gescheiterter Träumer, der der Realität nicht ins Auge sah.
Doch die Osterbotschaft ist: der gekreuzigte Jesus trägt den Sieg davon. Das geschlachtete Lamm wird zum Symbol für den auferstandenen Christus, den Gott nicht im Tod gelassen hat. Kaum zu glauben, aber wahr!
Und Gott setzt diese Geschichte fort. Alles, wofür das Lamm steht, hat eine Chance. Das Schwache macht Gott stark, das Unbedeutende erhält Bedeutung, die Letzten werden Erste sein, Gewalt und Tod werden überwunden. Das Lamm erinnert auch uns heute: Gott befreit. Er schenkt Leben!
Das Osterlamm verkündet uns, dass am Ende nicht siegen wird, was uns niederdrückt und klein macht. Der Glaube an die Auferstehung ist stärker als das Schwere und Bedrückende in unserem Leben. Und er hilft es zu überwinden, schon jetzt. In diesem Glauben können wir sanftmütig und friedfertig sein, statt Gleiches mit Gleichem zu vergelten. In ihm können wir auf Gerechtigkeit, Gewaltlosigkeit und Güte setzen, am Ende wird es sich lohnen. Das Lamm trägt die Siegesfahne. Er, der verloren schien.
Die Bibel ist sich sicher: Am Ende wird auf dem Thron das Lamm sitzen. Es wird die Schafe von den Böcken scheiden. Und es wird jene zu sich rufen, die die Hungernden speisen. Die die Traurigen trösten und Kranke besuchen. Die die Gerechtigkeit üben und Frieden stiften. Die die Fremde aufnehmen und Gottes Schöpfung schützen.
Alle Lämmer dieser Welt, die geschundenen, versklavten, leidenden und lautlosen werden den Sieg davontragen. Das ist kaum zu glauben. Doch ist es die Sicht Gottes auf unsere Welt. Auf uns.
Ich wünsche Ihnen allen, dass Sie diesem Gott und seinem Lamm glauben können. Frohe Ostern!