Gott war schon früh ein Thema im Leben des Familienvaters. Aufgewachsen ist er im Rheingau, in einer sehr katholischen Gegend in einer kirchlich geprägten Familie. „Ich bin über die klassische Karriere, Obermessdiener und langjähriger Gruppenleiter ins Theologiestudium übergegangen“, berichtet er. „Zeitweise war ich im Priesterseminar für Limburg,“ nach dem Diplom in katholischer Theologie gab es einen Wechsel. „Ich wollte auch nicht mehr in der Kirche arbeiten, wechselte auf die journalistische Schiene,“ erzählt Kiefer. „Ich konnte mir einen kirchlichen Beruf damals überhaupt nicht mehr vorstellen.“
Kiefer machte eine Weiterbildung zum Thema Öffentlichkeitsarbeit (PR), arbeitete für die PR des Bayerischen Arbeitgeberverbandes und später für das kirchliche Hilfswerk Missio in Aachen. Bei einem Volontariat für die Aachener Volkszeitung entdeckte er seine „Liebe zum Zeitungsjournalismus.“ Ein für ihn wichtiger Schritt. Kiefer wurde Redakteur, erst in Saarbrücken, dann bei der Schwäbischen Zeitung. Von da wechselte er zur NWZ. 2012 zog Familie Kiefer mit inzwischen vier Kindern nach Oldenburg. „Viele Jahre lang hat Kirche in meinem Leben keine Rolle gespielt. Ich war stark fokussiert auf das, was beruflich war,“ beschreibt Kiefer.
Gleichzeitig habe er sich immer noch ein theologisches Interesse, ein Herz für Kirche bewahrt. „Das lief dann recht spät auf das Diakonat hinaus.“ Er berichtet von zwei „Boostern“, die seinen Weg geprägt und beschleunigt hätten: Einen spirituellen Impuls erfährt Kiefer 2006. Er nimmt an Schweigeexerzitien im Haus Gries bei Bayreuth teil. „Die Kontemplation hat mich begeistert.“ So sehr, dass er später neben dem Beruf über drei Jahre einen Kurs zur Anleitung von Kontemplation absolviert. Diese Wochenenden im Schwarzwald beschreibt er als zweiten Beschleuniger.
„Natürlich sind es die sozialen Projekte, die diakonischen Anliegen“, beantwortet Kiefer die Frage nach seinem Verständnis vom Diakonenamt. Letztlich gehe es aber immer darum, wie man seine christliche Überzeugung leben könne. „Kann ich Du sagen zu Gott, gibt es da eine Beziehung?“ fragt Kiefer. Er könne es. Gott sei eine Größe, die eine Relevanz habe für ihn. „Da ist eine Beziehung, die ich pflegen kann, die mich trägt, die mich herausfordert.“ Regelmäßige Gebete hat er in seinen Alltag integriert, das sogenannte Stundengebet. „Wenn ich Zeit habe, schwinge ich mich aufs Fahrrad, fahre in den Schlossgarten und gehe dort mit dem Stundenbuch spazieren“, erzählt er. „Es ist wichtig, dass ich diese Rückzugsräume und Zeiten habe,“ sagt er. Doch im Idealfall durchziehe die Haltung, die er im geistlichen Leben einübe den Alltag, auch den in der Redaktion.
Kiefer nehme war, welche geringe Relevanz das kirchliche Leben in einer Stadt wie Oldenburg habe, sagt er. „Es ist nicht nur Kritik, es ist eher höfliches Desinteresse,“ was ihm zum Beispiel zu Beratungen bei der Synode in Rom begegne. Gerade in dieser „nachsäkularen Gesellschaft finde ich es umso spannender zu sehen, welche Fragen sich an Kirche oder an Religion richten.“ Hier sehe er großen Bedarf an der Spiritualität. „Wenn ich das glaubhaft vorlebe, kann ich Türen öffnen, aus dem kirchlichen Erfahrungsschatz, die an dem andocken, was ein nicht kirchlicher Mensch braucht.“
Vor etwa vier Jahren folgte er seinem inneren Antrieb, neben dem Journalismus etwas zu machen, dass seiner christlichen Berufung entspricht. Im Gespräch entstand die Idee, Diakon zu werden. Über die Zeit hat er sich jetzt in einer Gruppe darauf vorbereitet. Als Überschrift für die Weihefeier wählten die neun Kandidaten einen Vers. „Dient einander, jeder mit der Gabe, die er empfangen hat,“ heißt es im Petrusbrief. Auf die Frage, was denn seine Gabe sei, antwortet Kiefer nach kurzer Überlegung: „Ich glaube, ich kann von Gott reden.“
Johannes Hörnemann