Seit November 2016 hat sich die dreifache Mutter und Oma auf ihren neuen Dienst vorbereitet. Zu vier mehrtägigen Kursmodulen fuhr sie nach Rheine-Bentlage, dazu kamen drei Tagesveranstaltungen in Münster und ein Gespräch zur Überprüfung der Eignung. In dem Kurs ging es um die Auseinandersetzung mit dem eigenen Glauben, um gesetzliche Rahmenbedingungen, liturgische Grundlagen, Grundlagen der Kommunikation und Gesprächsführung, Aussagen in der Bibel zu Leiden, Sterben, Hoffnung und einem Leben nach dem Tod. Der Kurs, sagt Johnen, sei eine gute Selbstreflektion zum Thema Tod gewesen und habe viele theologische Fragen angesprochen. War es belastend? Nein; interessant!
Erste praktische Erfahrungen bekam sie in ihrer Kirchengemeinde St. Willehad durch die Teilnahme an Beerdigungen und Trauergesprächen. Mit ihrem Mentor, Pastoralreferent Werner Bieberstein, hat sie einen Trauergottesdienst gestaltet und dabei Ansprache und Lesung gehalten. Gab es Reaktionen? „Bisher nur positive“, sagt Johnen. Schließlich hatte sie vorher schon als freie Trauerrednerin gearbeitet. Warum sie dann überhaupt diese Ausbildung gemacht hat? „Ich wollte es im Auftrag der Kirche machen.“ Pfarrer Dr. Franz Josef Backhaus habe sie dabei sehr unterstützt, sagt sie.
Die Kirche weiß diese Hilfe zu schätzen. Kreisdechant Markus Dördelmann aus Steinfurt, der als Mentor am Projekt beteiligt war, hatte bei der Übergabe der Zertifikate am 9. Juni im Münster von der großen Entlastung für die Hauptamtlichen gesprochen. „Ehrenamtliche können mehr als Kuchen backen“, brachte er es auf den Punkt. „Sie sind keine Lückenfüller“, hatte auch der stellvertretende Generalvikar Jochen Reidegeld betont. Der Kurs sei eine Reaktion auf die veränderte pastorale Situation in immer größer werdenden Kirchengemeinden. „Gemeinden haben nur dann eine Zukunft, wenn das Leben aus ihrer Mitte heraus gestaltet wird“, stellte Reidegeld klar.
Wie geht es bei Helga Johnen weiter? Kann sie demnächst zu Hause alles ausblenden? Der Tod ist schließlich ein emotionales und trauriges Thema. Alles ausblenden gehe natürlich nicht, sagt sie. In der Hospizarbeit habe sie gelernt, emphatisch zu reagieren und gleichzeitig eine gewisse Distanz zu halten, damit es nicht zu sehr in die Tiefe geht. Daher kann es sein, dass sie nach einer Beerdigung nicht mitgehen möchte zum Trauerkaffee. Aber apropos traurig: Im Hospiz wird viel gelacht, nicht nur geweint, sagt Johnen. „Da findet ganz normales Leben statt. Selbst auf dem Sterbebett machen einige noch Scherze“. Und was ist wichtig für die Trauerbegleitung? „Man muss zuhören können. Dann kann man auch begleiten.“
Wie oft sie in Zukunft für Trauer- und Begräbnisdienst angefragt wird, weiß sie nicht. „Ich muss abwarten, wie mein Angebot akzeptiert wird.“ Die Gelegenheiten sind da, siebzig bis achtzig Prozent der Beerdigungen in Oldenburg sind Urnenbeisetzungen mit Wortgottesdienst. Mit Hospizarbeit hat sie jedenfalls mit Beginn der neuen Ausbildung im letzten Jahr aufgehört. „Man muss sich auch mal von Dingen verabschieden“.
Ludger Heuer
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Ehrenamtliche können mehr als Kuchen backen
29. Juni 2017 - Ehrenamtliche können mehr als Kuchen backen
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13 Frauen und Männer aus dem Bistum Münster haben kürzlich in Münster ihre Zertifikate für den Ausbildungskurs „Trauer- und Begräbnisdienst durch Freiwillige“ erhalten. Damit beauftragte der Münsteraner Bischof Dr. Felix Genn Ehrenamtliche, in ihren Kirchengemeinden Beerdigungsdienste zu übernehmen. Mit Helga Johnen (69) war auch eine Teilnehmerin aus dem Oldenburger Land dabei. Die gelernte Drogistin und Kosmetikerin wusste, worauf sie sich einließ – zwölf Jahre hat sie schon in Oldenburg im Hospizdienst und in der Trauerbegleitung gearbeitet.