Haushaltsvolumen wird langfristig sinken
19. Februar 2016
- Vechta, Oldenburger Land
Bischöflich Münstersches Offizialat stellt Haushalt und erstmals auch Bilanz vor
Im Rahmen der alljährlichen Haushaltspressekonferenz stellten Finanzdirektor August Dasenbrock und seine Mitarbeiterin Elke Hülsmann heute auch die Bilanz für das Jahr 2014 vor. 222,5 Mio. Euro Bilanzsumme weist die Bilanz aus. Darlehnsaufnahmen waren nicht erforderlich. „Der von einer Wirtschaftsprüfungsgesellschaft testierte Jahresabschluss ist zum ersten Mal nach den Vorschriften für große Gesellschaften erstellt worden und entspricht allen gesetzlichen Vorschriften“, erklärte Dasenbrock.


© Offizialat/Hörnemann
Finanzdirektor August Dasenbrock


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Elke Hülsmann, Mitarbeiterin der Finanzabteilung


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Fiinanzdirektor August Dasenbrock und Elke Hülsmann stellten die kichlichen Finanzzahlen vor.
Den Haushalt 2016 hatte der Kirchensteuerrat am 28. November 2015 genehmigt. Mit 81,8 Millionen Euro umfasst er knapp 970.000 Euro weniger als im Vorjahr. Die Erklärung: Zum 31.7.2016 werden vier kirchliche Oberschulen in Vechta, Cloppenburg, Oldenburg und Wilhelmshaven vom Offizialat an die Schulstiftung St. Benedikt übertragen. Haushaltswirksam wird ab dann nur noch der Netto-Zuschuss. „Aber trotz der guten Zahlen: In den nächsten Jahren wird unser Finanzrahmen aufgrund der Altersstruktur der Katholiken deutlich sinken“, machte Dasenbrock gleich klar. Daher sei es sehr gut, wenn sich Kirchengemeinden im Rahmen lokaler Pastoralpläne Gedanken über ihre Ressourcen und Schwerpunkte machen würden.
Einnahmen Haushalt 2016
Mit 67,2 Mio. Euro kommen über 82 Prozent der Einnahmen aus Kirchensteuern, 5,3 Mio. Euro aus dem Schulbetrieb. 4,2 Mio. Euro stammen von den Kirchengemeinden, 5 Mio. Euro sind sonstige Einnahmen.
Ausgaben Haushalt 2016
36,8 Mio. Euro (45,1 %) des Haushaltsvolumens fließen an die Kirchengemeinden zurück, um kirchliches Leben vor Ort zu stärken. Finanziert werden damit die Verwaltungshaushalte der Kirchengemeinden und Kindertagesstätten, Gehälter für Geistliche und Pastoralreferenten, Gestellungsverträge für Ordensleute, Versorgungsleistungen und Diasporahilfen. Mit 15 Mio. Euro ist der zweitgrößte Bereich (18,3 %) für Verwaltungsaufgaben vorgesehen. Dazu gehören neben Personal- und Sachkosten auch Abschreibungen, Versicherungen für Kindertagesstätten, Mieten und Garantieerklärungen für die Schulstiftung St. Benedikt. 13,2 Mio. Euro (16,1 %) fließen in den Schulsektor. Hierzu gehören vier Oberschulen und vier Gymnasien in Cloppenburg, Vechta, Oldenburg und Wilhelmshaven, die BBS Marienhain in Vechta und die Katholische Fachhochschule Norddeutschland. Mit 5,4 Mio. Euro (6,6 %) bezahlt das Offizialat geistliches Personal in der Jugend- oder Erwachsenenseelsorge, in der Kategorialseelsorge (z.B. in Krankenhäusern oder Gefängnissen), in den Hochschulgemeinden in Vechta und Oldenburg und im Forum St. Peter in Oldenburg. 4,7 Mio. Euro (5,7 %) bekommt der Landes-Caritasverband als Zuschuss für soziale Aufgaben, z.B. für die Beratungsstellen in Ehe-, Familien- und Lebensfragen. 3,3 Mio. Euro (4 %) zahlt das Offizialat für die kirchlichen Bildungsstätten (Katholische Akademie Stapelfeld, BDKJ Jugendhof Vechta und St. Antoniushaus Vechta). 2,2 Mio. Euro (2,7 %) sind vorgesehen für innerkirchliche Umlagen, die letzte Euro-Million dient als Puffer. „Läuft alles nach Plan, können wir das Haushaltsjahr mit einem leichten Plus von 200.000 Euro abschließen“, sagte Elke Hülsmann, Mitarbeiterin der Finanzabteilung. Eine Kreditaufnahme oder Entnahme aus Rücklagen sei nicht geplant.
Investitionen
- 7,6 Mio. Euro umfasst das Investitionsvolumen im Jahr 2016.
- Die größte Summe fließt mit 2,65 Mio. Euro in den Schulsektor. Meist handelt es sich um Sanierungs- oder Modernisierungsmaßnahmen, darunter 1.29 Mio. Euro für die BBS Marienhain Vechta, 390.000 Euro für die Liebfrauenschule Vechta, 217.000 Euro für die Paulus-Schule Oldenburg, 198.000 Euro für die Liebfrauenschule Oldenburg und 117.000 Euro für die Marienschule Cloppenburg.
- Ca. 800.000 Euro fließen in Neubauten des BDKJ Jugendhofes Vechta. Die Gesamtmaßnahme in Höhe von 5,2 Mio. Euro erstreckt sich auf mehrere Jahre.
- In der Gruppe der Kindertagesstätten ist der Neubau des Cloppenburger St. Augustinus Kindergartens der größte Einzelposten. Knapp 265.000 Euro beträgt der kirchliche Anteil. Weitere 46.000 Euro investiert das Offizialat in den Kindergarten St. Paulus in Stuhr-Moordeich, 28.600 Euro in den Kindergarten St. Antonius in Steinfeld/Mühlen.
- Im Bereich der Kirchen und Pfarrgebäude schlägt die Turmsanierung der Barßeler Pfarrkirche St. Ansgar mit 195.000 Euro zu Buche, Sanierungsarbeiten an der Kirche St. Mariä Himmelfahrt in Damme/Osterfeine kosten 144.300 Euro, am Barßeler Pfarrheim 66.500 Euro, am Pfarrheim in Markhausen 52.500 Euro, am Pfarrheim von St. Willehad Oldenburg 55.000 Euro. Ca. 51.300 Euro kostet die Fassadensanierung der Kirche St. Johannes in Evenkamp, ca.
- 14.800 Euro die Treppensanierung der Kirche St. Bonifatius in Varel.
- 392.000 Euro verwendet die Kirchenbehörde für den Erwerb eines neuen Archivlagers in Vechta, 192.000 Euro für Außenanlagen beim St. Antoniushaus Vechta und 200.000 Euro für Sanierungsarbeiten am Altbau und der Kapelle des Offizialates.
Haushaltsjahr und Bilanz 2014 positiv
Zufrieden zeigte sich Dasenbrock mit dem abgeschlossenen Haushaltjahr 2014. Statt der ursprünglich erwarteten 4,06 Mio. Euro schloss es mit einem Überschuss von 11,72 Mio. Euro ab. Als Gründe nannte der Finanzdirektor u. a. den Anstieg des Kirchensteuervolumens, die bessere Refinanzierung von Personalkosten durch das Land Niedersachsen bei kirchlichen Schulen sowie geringere Investitionen, als sie ursprünglich geplant waren. Einen Teil dieses Überschusses gab der Kirchensteuerart an die Kirchengemeinden zur freien Verfügung zurück. 2,50 Euro bekam jede Gemeinde pro Katholik überwiesen, in der Summe waren es 660.000 Euro.
Erfreuliches konnte Dasenbrock auch hinsichtlich der Gesamtbilanz 2014 berichten. Zur Bilanz gehören als Aktivposten Vermögenswerte wie Immobilien, Geldanlagen, Bankguthaben und offene Forderungen, während Passivposten wie vor allem Rücklagen, Pensionsrückstellungen und Verbindlichkeiten zeigen, wie diese Vermögenspositionen durch eigene oder fremde Mittel finanziert wurden. Die Bilanzsumme 2014 des Bischöflich Münsterschen Offizialats in Höhe 222,5 Mio. Euro weist dabei eine Eigenkapitalquote von 140,5 Mio. Euro (63,17 %) aus.
Im Bereich der Aktiva stellt das Immobilienvermögen mit über 79. Mio. Euro den größten Bereich dar. Davon wiederum haben die kirchlichen Schulen mit 49,2 Mio. Euro den größten Anteil. Verwaltungs- und Bürogebäude machen 13,9 Mio. Euro aus, weitere Grundflächen 11,7 Mio. Euro. Den kleinsten Teil machen mit 12 Euro die Kirchengebäude aus. Nur 12 von ihnen im Oldenburger Land befinden sich im Eigentum des Offizialates, alle anderen gehören den lokalen Kirchenstiftungen oder anderen Trägern. Jedes dieser Gebäude ist mit einem Euro bewertet. „Kirchengebäude haben einen sakralen und ideellen Wert, keinen wirtschaftlichen“, erklärte Dasenbrock.
Im Vergleich zu anderen Kirchenregionen kann die katholische Kirche im Oldenburger Land seit vielen Jahren mit stabilen Mitgliederzahlen rechnen. Zwar schmerzen die 1.335 Austritte und ein Rückgang bei Taufen (2005 im Jahr 2014), gestand Dasenbrock, doch es habe auch 64 Wiederaufnahmen und 65 Eintritte gegeben und einen hohen Zuzug von Katholiken in die wirtschaftlich starke Region. Insgesamt liege die Katholikenzahl daher zum 31.12.2014 mit 264.793 um 292 niedriger als im Vorjahr. Seit dem Jahr 2000 hat sich der Wert nur um 1,2 % reduziert, zum 31.12.2015 sind die Zahlen sogar wieder auf 264.925 gestiegen. Über Austrittsgründe könne man nur spekulieren, sagte Dasenbrock. Bei den einen könne es ein Vertrauensverlust in die Institution Kirche sein, bei anderen Irritationen hinsichtlich der Umstellung auf den automatischen Kirchensteuereinzug auf Kapitalerträge in 2015. „Hierbei handelt es sich aber um eine Abrechnungsumstellung des Bundesfinanzministeriums, nicht um eine neue Steuer.“
Ausblick: Finanzrahmen wird kleiner
Deutliche Sorgen machen dem Finanzmann steigende Verpflichtungen im Personalbereich. Da Geldanlagen und Pensionsfonds in der momentanen Niedrigzinszeit kaum Rendite abwerfen, müssen die Rückstellungen für die Altersversorgung, Pensionen und Beihilfen der Geistlichen, Kirchenbeamten und Lehrkräfte kirchlicher Schulen ständig erhöht werden. Über 58 Mio. Euro beträgt dieser Posten zurzeit. Hinzu kommt eine hierfür zweckgebundene Rücklage in Höhe von 31,9 Mio. Euro. Und auf stabilen Mitgliederzahlen werde man sich auch im Oldenburger Land nicht ausruhen können, machte Dasenbrock klar. Die Kirchenmitglieder veralten. Die meisten Katholiken seien in der Altersklasse zwischen 40 und 60 Jahren. Mit ihrem Ausscheiden aus dem aktiven Berufsleben verliere die Kirche in einigen Jahren erhebliche Teile des Kirchensteuervolumens. „Und es kommt zu wenig Nachwuchs in die Kirche.“ Nur 25% der Katholiken sind im Alter bis 25 Jahren. „Trotz momentan noch guter Bilanzen werden wir uns daher in einigen Jahren auf spürbare Haushaltsreduzierungen einstellen müssen“, sagte Dasenbrock. „Diese Entwicklung kann irgendwann auch nicht mehr durch eine höhere Wirtschaftsleistung unserer Region aufgefangen werden. Das wird Einfluss haben auf viele Angebote im pastoralen, sozialen und Bildungsbereich.“ Der Zuschussbedarf für die Sanierung kirchlicher Gebäude werde wachsen, doch immer mehr Kirchengemeinden werden dann ihren bisherigen Anteil (35% bei Kirchen, 50% bei Pfarrheimen) nicht mehr aufbringen können. „Daher muss der Abbau pastoral nicht mehr erforderlicher Bausubstanz beschleunigt werden“, betonte Dasenbrock. Es sei wichtig, dass die Kirchengemeinden ihre lokalen Pastoralpläne zügig und sorgfältig erarbeiten und ressourcenorientiert pastorale Schwerpunkte festlegen. Dies gelte auch für das Offizialat selbst.
Ludger Heuer