„Man sagt oft: Propheten zählen nicht am eigenen Ort. Ich habe es anders erlebt und fühle mich gut dabei,“ sagt er nicht ohne Stolz. Das Amt des Seelsorgers liegt ihm in der DNA. Sechs Jahre hatte er das Internat der Herz-Jesu Priester im emsländischen Handrup besucht, seine Mutter hätte ihn gerne als Priester gesehen. Ihr Sohn entschied sich zwar anders, wurde Lehrer, heiratete, bekam vier Kinder und bis heute vier Enkelkinder. Doch irgendwann fragte ihn der damalige Pfarrer Alfons Diekmann. „Diakon, wäre das nicht was für Dich?“ Die vierjährige Ausbildung absolvierte Looschen mit acht anderen Kandidaten. Ausgebildet wurden sie in der damaligen Heimvolkshochschule Stapelfeld von Pfarrer Wilfried Hagemann. „Ich konnte viel theologisches Vorwissen einbringen“, sagt er.
Mit der Weihe habe er einen großen Amtsbonus bekommen. „Ich bin aber trotzdem noch der Hubert Looschen.“ Das Amt erfordere einen hohen Einsatz, räumt er ein. So habe er dem Bischof bei der Weihe versprochen, zehn Wochenstunden zu investieren. „Das ist mir immer gelungen.“ Doch der Aufwand war es wert. „Es ist toll, wenn man bei der Trauung der eigenen Kinder assistieren oder die eigenen Enkelkinder taufen kann.“ Das gleiche bei Trauungen ehemaliger Schülern oder Taufen ihrer Kinder. Seine Frau hat ihm immer den Rücken freigehalten. Die Ausbildung mitzumachen, wie es heute bei verheirateten Diakonen gern gesehen werden, ist aber nicht ihre Sache gewesen.
Seit er in Ruhestand ist, hat er alle Freiheiten. Er schreibt gern. Regelmäßig ist sein Wort zum Sonntag im Cloppenburger Sonntagsblatt zu lesen. Als freier Mitarbeiter zweier Tageszeitungen berichtet er über das kirchliche Leben seiner Gemeinde. Er hat ein Gebetbuch herausgegeben und einen Kirchenführer. Seit 1999 gehört er zum plattdeutschen Autorenteam der NDR-Reihe „Dat kannst mi glöven“, seit zwölf Jahren macht er Krisenintervention, er spendet die Krankenkommunion und führt Trauergespräche. „Es gibt immer wieder Menschen, die lieber den Diakon wollen als den Pastor.“ Spaß machen ihm auch die Taufgespräche. „Man kann nicht erwarten, dass alle Eltern regelmäßige Kirchgänger sind. Aber ich möchte ihnen die Überzeugung vermitteln, dass Gott uns nah ist.“
Den Mitgliederschwund der Kirche nimmt er auch in Garrel wahr. „Doch ich glaube, der Rückgang der Kirche ist nicht so dramatisch, wie er sich an den Zahlen zeigt.“ Er nennt Anlässe, wo Gläubige auf Eigeninitiative zum Gebet einladen oder mitmachen: Die Lichterandacht vor oder den Kreuzweg nach der Beerdigung, den lebendigen Adventskalender, zwanzig Maiandachten oder das 24-Stunden Gebet. Die Menschen wollen sich zu Gott bekennen, aber nicht unbedingt in der vorgegebenen rituellen Form. „Wenn es noch eine heile Welt in der Kirche gibt, dann hier in Garrel“, lacht er. Zur Erfolgsschichte hat sich auch seine Männergruppe „Man ü 60“ entwickelt. Alle 14 Tage trifft sie sich. Zum alljährlichen Gottesdienst an der Talsperre kommen über einhundert Männer. Die weitaus meisten, weiß der Diakon, gehen sonst nicht in die Kirche.
„Ich bin sehr dankbar, dass ich diese Berufung wahrgenommen habe. Das hat mein Leben bereichert“, resümiert Looschen. „Auf Fragen, wie es mir geht, sage ich immer: es geht mir sehr gut. Wenn es noch besser wäre, wäre ich im Himmel. Ich lebe, weil Gott möchte, dass ich in den Himmel komme. Wer diese Überzeugung leben kann, muss keine Angst vor dem Sterben haben und hat ganz bestimmt keine Angst vor dem Corona-Virus“, lacht er. Die Israelfahrt wird nächstes Jahr nachgeholt.
Ludger Heuer
Aktuelles
Keine Angst vor dem Corona-Virus
10. März 2020 - Garrel
Diakon Hubert Looschen lebt seinen Glauben
Eigentlich wollte er jetzt mit 44 Pilgern in Israel sein. Hubert Looschen (70) hatte die Fahrt genau vorbereitet, selbst ein Pilgerbuch mit Gebeten und Liedern hat er erstellt. Doch der Einreisestopp der israelischen Regierung aufgrund des Corana-Virus erzwang eine Stornierung. Looschen ist eine Institution in Garrel, alle kennen ihn. Als Lehrer, davon die letzten zwanzig Jahre als Rektor der Haupt- und Realschule, hat er das halbe Dorf benotet. 1985 wurde er zum Ständigen Diakon mit Zivilberuf geweiht. Seitdem taucht er noch intensiver in das Leben der Garreler ein.