Das Oldenburger Land sei ihm nicht fremd, sagte Theising. Er kenne es von vielen Besuchen und habe schon viel von der Region mitbekommen. 1989 hatte er als Kaplan in der Gemeinde St. Bonifatius Neuenkirchen gearbeitet, außerdem hat er Verwandtschaft in Oldenburg. Viele Priester sind ihm bekannt. Die, die er nicht kannte, hat er wenige Tage zuvor beim Kohlessen in Emstek kennen gelernt. „Es war eine sehr schöne und heitere Veranstaltung.“ Er habe jedenfalls keine Sorge, dass er mit der Mentalität im Oldenburger Land nicht klar komme.
Ökumene und Gemeindeleben
Ökumene sei ihm ein besonders Anliegen, bekräftigte Theising, der seit 2010 Vorsitzender der Bistumskommission für ökumenische Fragen im Bistum Münster ist. Er habe wahrgenommen, dass die Ökumene im Oldenburger Land sehr gut laufe. Mit seinem evangelischen Amtsbruder Bischof Jan Janssen habe er schon die ersten Termine ausgemacht. Auf dem Programm stehen im laufenden Reformationsjubiläumsjahr unter anderem eine gemeinsame Fahrt nach Wittenberg und einige Gottesdienste. Mit anderen Religionen habe er bisher wenige Kontakte gehabt, stehe ihnen aber offen gegenüber.
Gefragt nach dem Gemeindeleben in Zeiten immer größerer Religionsvielfalt sagte Theising, er bekenne sich bei Kindergärten zu einer Trägervielfalt. „Wir freuen uns, wenn andere Träger da mit einsteigen. In den Orten, wo wir Monopolist sind, können wir nicht an denen vorbei sehen, die mit einer anderen Religion oder Konfession bei uns sind. Ich habe aber auch den Eindruck, dass die Kindergärten da bisher sehr gut gearbeitet haben.“ Hinsichtlich der Fusionsprozesse der vergangenen Jahre sagte er: „Wir haben uns mit Bischof Felix darauf verständigt, dass wir jetzt keine weiteren Fusionen machen. Wir glauben nicht, dass das zielführend wäre.“ Er sei sich aber auch sicher, dass Fusionen nicht nur als Nachteil empfunden, sondern auch mit viel Positivem verbunden würden.
Politik und Gesellschaft
Hinsichtlich des Engagements für Leiharbeiter und Werkvertragsarbeiter in der Fleischindustrie zollte Theising dem langjährigen Prälaten Peter Kossen Respekt. Er habe damit eine große Aufmerksamkeit erzeugt. „Er hat auch vieles bewegen können.“ Er selbst habe sich mit diesem Thema noch nicht viel beschäftigt. „Ich glaube aber, dass wir als Kirche mit allen anderen Beteiligten weiter einen Blick darauf werfen und unser Wort erheben müssen, wenn wir sehen, dass Menschen ungerecht behandelt werden. Kirche ist nicht unpolitisch, sie muss auch politisch sein.“ Er sei seit Jahrzehnten KAB Mitglied. Solche Verbände und die Gewerkschaften sehe er auch in der Pflicht, hier tätig zu werden. Das Thema gehe aber weit über Südoldenburg hinaus. Selbstkritisch ging Theising in diesem Zusammenhang auch auf die Rolle der Kirche als Arbeitgeber ein. Er sei nicht glücklich darüber, dass auch hier immer mehr befristete oder ausgelagerte Arbeitsverhältnisse existierten.
Wie er zu kirchlichen Krankenhäusern stehe? Einige seiner grauen Haare kämen daher, dass er in den vergangenen Jahren viel mit Krankenhäusern zu tun gehabt habe, meinte er. Er halte es für wichtig, gerade auf dem ländlichen Raum starke und wirtschaftlich gesunde Häuser zu haben, darin sei er sich auch mit Bischof Felix einig. Doch die Kirche könne keine Kirchensteuern in den Betrieb der Krankenhäuser stecken. „Das ist auch nicht unsere Aufgabe. Die Häuser müssen sich selbst tragen.“
Die Kirche könne dazu beitragen, eine gute Gesprächskultur in unserer Gesellschaft zu pflegen, meinte Theising auf die Frage, wie sie auf einen Riss in der Gesellschaft reagiere. Eine gute Gesprächskultur sei auch mit denen nötig, die Unerträgliches sagen. „Die Kirche darf solche Risse nicht verstärken.“ Von Äußerungen, wie sie der AFD-Politiker Björn Höcke kürzlich zum Holocaust gemacht habe, halte er gar nichts. Doch er würde ihm das Gespräch nicht verweigern. „Wenn wir das tun, haben wir verloren.“ Man dürfe aber nicht mit denselben Mitteln zurückschlagen. Ganz klar sprach sich Theising dabei für die Weiterführung der Flüchtlingshilfe aus. Eine Obergrenze lehnt er ab. „Wer unsere Hilfe braucht, soll sie auch haben.“
Frauen in der Kirche und Landwirtschaft
Frauen in Leitungspositionen in der Kirche? Für Theising kein Problem. Die Frage, ob auch in der Leitung des Offizialates demnächst eine Frau mitwirken könne, wollte er nicht verneinen. Er könne jetzt noch nichts versprechen, „aber möglich ist das“. Im gesamten Bistum sei es geplant, Frauen mehr in Leitungspositionen zu bringen. Schade finde er die hingegen die geringe Wahlbeteiligung bei Kirchengremien. Hier hätten die Gemeindemitglieder gute Gelegenheit, demokratische Mitbestimmung wahrzunehmen.
Kirche und Landwirtschaft hätten von jeher ein starkes Verhältnis miteinander, sagte Theising. Trotz einiger Konflikte sehe er hier viele Gemeinsamkeiten. Er weiß, wovon er spricht, ist er doch auf einem Ferkelzuchtbetrieb in Wettringen (Kreis Steinfurt) aufgewachsen. Sein Herz habe immer für die Landwirtschaft geschlagen, er wäre gerne Landwirt geworden, sagte er. Bis Mitte 40 habe er regemäßig auf dem elterlichen Hof mitgeholfen, sei in der Landjugend und einer KKV-Jugendgruppe aktiv gewesen. „Mir tut es leid, dass viele Landwirte die Wahrnehmung haben, dass ihre Arbeit nicht geschätzt wird.“ Manches hätten sich die Landwirte sicher selbst zuzuschreiben. „Aber ich glaube, dass viele sehr verantwortungsvoll arbeiten.“
Die öffentliche Amtseinführung des neuen Offizials Weihbischof Wilfried Theising findet am 28.1. Januar in Vechta statt. Um 10.00 Uhr beginnt in der Propsteikirche St. Georg das Pontifikalamt mit Bischof Dr. Felix Genn. Abschließend gibt es einen Empfang im nahen Rathaus. Alle Interessierten sind herzlich dazu eingeladen.
Ludger Heuer