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Kommen Tiere auch in den Himmel?

06. Juli 2017

Sie kommen, sagt Dominik Blum

Wer zu Hause Kinder und Tiere hat und hin und wieder mit seinem Nachwuchs über religiöse Themen spricht, mag diese Frage schon mal gehört haben: Kommen Tiere auch in den Himmel? Dominik Blum weiß die Antwort: Ja, Tiere kommen auch in den Himmel. Und er kann es so gut begründen, dass es Erwachsene und Kinder gleichermaßen verstehen. Blum ist für diese Antwort dreifach qualifiziert: Der 47-jährige Theologe ist Leiter des Referats Erwachsenseelsorge im Bischöflich Münsterschen Offizialat, er ist vierfacher Familienvater und zu seiner Familie gehörte über zehn Jahre lang ein großer brauner Labrador. Vor kurzem ist dieser Hund, Charlie Brown, zum großen Leidwesen der Familie gestorben. Dafür könnte der Hund wahrscheinlich jetzt bestätigen: Auch Tiere kommen in den Himmel.

Dominik Blum und sein HundGroßansicht öffnen

Dominik Blum mit seinem kürzlich gestorbenen Hundefreund Charlie Brown in Lüsche

Für Tiere wurde ein Leben nach dem Tod lange ausgeschlossen, sagt Blum. Der Theologe Thomas von Aquin war im 13. Jahrhundert davon überzeugt, dass nur der Mensch eine unsterbliche Seele habe, das Tier aber gesteuert sei von Reizen und Instinkten und daher mit dem Tod bei ihm alles vorbei sei. Auch später hätten Naturwissenschaftler und Philosophen argumentiert, allein der Mensch könne sprechen und denken und Tieren stünde daher kein Leben nach dem Tod offen. „Zum Glück sehen das heute viele Menschen anders“, sagt Blum. Heutzutage werde weniger nach Unterschieden, sondern mehr nach Gemeinsamkeiten zwischen Mensch und Tier gefragt. Und da gebe es viele, weiß Blum. Tiere können wie Menschen sprechen. Sie haben eine eigene Sprache, können sich sogar ohne Laute verständlich machen. „Wenn mein Hund bellt, dann wissen andere Hunde und ich, ob er sich freut, wütend ist oder Schmerzen hat. Wie mein Hund seinen Schwanz bewegt, das sagt mir viel darüber, wie es ihm geht. Wenn er Angst hat oder er sich unangenehm fühlt, klemmt er ihn zwischen den Beinen ein. Und wenn er sich freut, wedelt er damit.“

Wie Kinder können Tiere spielen, ohne einen Nutzen davon zu haben - sie haben einfach Freude am Leben. Viele Tiere sind sozial eingestellt und helfen sich gegenseitig, leben in einer Gruppe und übernehmen darin Aufgaben, die für alle wichtig sind. Viele suchen gemeinsam Nahrung oder jagen im Rudel, manche zeigen gegenüber Artgenossen Mitgefühl und trösten sich gegenseitig. „Mein Hund kommt zu mir und legt sich auf meine Füße, wenn es mir schlecht geht. Wodurch er wohl spürt, wie ich mich fühle?“, fragt Blum.

Menschen und Tiere verbinde also mehr, als sie trenne. Die Gene von Mensch und Schwein sind zu 98 Prozent identisch, die biologische Nähe zum Affen ist allseits bekannt. Die Bibel spricht davon, dass Mensch und Tier Geschöpfe Gottes sind. In zwei Schöpfungsberichten berichtet sie von der Erschaffung der Welt und erwähnt dabei auch die Tiere. „Gott schuf alle Arten von Tieren. Geschöpf Gottes zu sein bedeutet für jedes Tier und jeden Menschen: Gott kennt uns, wir verdanken ihm unser Leben. Deshalb konnte der heilige Franz von Assisi auch alle Tiere seine Schwestern und Brüder nennen“, weiß Blum.

„Wenn Gott Menschen und Tiere aus Liebe geschaffen hat, dann kann er nicht für die einen seinen Himmel öffnen und für die anderen verschließen“, sagt Blum, der sich den Himmel ohne seinen Hundefreund Charlie gar nicht vorstellen kann. Und diese Logik gelte auch für Nutztiere, von denen jährlich viele Millionen in Deutschland geschlachtet werden. Auch sie seien geliebte Geschöpfe Gottes, auch ihnen stehe der Himmel offen.

Der Aufsatz von Dominik Blum und weitere 17 Beiträge finden sich in kindgerechter Sprache im Buch „Gibt es ein Leben nach dem Tod? Kinder fragen – Forscherinnen und Forscher antworten“, herausgegeben von Albert Biesinger, Helga Kohler-Spiegel und Simone Hiller. Erschienen ist das Buch (140 S.) 2017 im Kösel Verlag München. Viele der Autoren - Pädagogen, Theologen, Psychologen und Mediziner – sind versierte Kinderbuchautoren.

Ludger Heuer