Mit am Altar standen Ludger Fischer, Pfarrer in St. Jakobus Saterland, Regens Hartmut Niehues, Leiter des Münsteraner Priesterseminars, die Diakone Jan Henrik Röttgers und Guido Seidensticker, sowie zahlreiche Priester aus dem Oldenburger Land. Die Primizpredigt hielt Heinrich Timmerevers, Bischof der Diözese Dresden-Meißen, als enger Begleiter Thobens auf dem Weg zum Priesteramt.
Der 56-jährige Thoben ist Scharreler, er wuchs in der Nähe der Kirche auf, war hier Messdiener und schon mit 13 Jahren Lektor. Rund 30 Jahre war er Mitglied im Pfarrgemeinderat an, davon 18 als Vorsitzender. 40 Jahre lang war er Mitglied der Kolpingsfamilie. 2010 wurde er durch Bischof Genn zum Diakon geweiht. Genn stellte ihm die weiterführende Frage, ob er sich vorstellen könne, Priester zu werden. Sechs Jahre und viele Gespräche später, zog er ins Priesterseminar ein. Die enge Verbindung zu ihrem Neupriester zeigten die Scharreler eindrucksvoll. Sie schmückten ihren Ort, organisierten ein Fest auf dem Schulhof und feierten in großer Zahl die Primiz mit. Viele Verbände kamen mit ihren Bannern. Der Baier- und Böllerverein Scharrel böllerte zum Ein- und Auszug, so laut, dass es durch Mark und Bein ging. „Alle Fahnenstäbe wurden neu gestrichen und sie stehen in einer Zahl an der Straße, wie es sie sonst nicht mal zu großen Prozessionen gibt“, stellte Timmerevers erfreut fest. Auch der Neupriester erinnerte an seine Wurzeln. Auf dem Altar standen seine Taufkerze und die Traukerze seiner verstorbenen Eltern. Deren Eheringe und ein Stück Holz aus dem Elternhaus ließ er in seinen Kelch einarbeiten.
„Was feiern wir heute?“, fragte Bischof Timmerevers. „Feiern wir Heinrich Thoben? Hat er das, erst eine Woche im Dienst, schon verdient?“ „Ja!“, hörte man laut aus der Gemeinde, spontaner Applaus erfüllt den Kirchenraum. „Wir können mit Heinrich feiern“, stellte Timmerevers fest. „Das was hier geschieht, kann man nicht machen, das hat Gott gemacht“, Thoben folge dem Ruf Gottes. Die Kirche und die Aufgaben von Priestern verändern sich. Doch die erste Aufgabe von Priestern sei es, den Menschen das Wort Gottes zu verkünden, in Worten, mit ihrem Leben, mit ihren Taten. Priester feiern die Sakramente, da werden sie „zum Werkzeug, zur Stimme Gottes, damit Gott durch sie das Heil an den Menschen bewirken kann“, erklärte der Bischof. Und ein Priester müsse unter Führung des Heiligen Geistes die Gemeinde umsichtig leiten, müsse sie zusammenführen und Einheit stiften, erläuterte der ehemalige Weihbischof im Oldenburger Land.
„Die Zukunft der Kirche liegt in ihren Herzen und auf ihren Schultern“, sprach Timmerevers die Gemeinde an. Dass Kirche vor Ort lebendig bliebe, sei Aufgabe der Gläubigen. „Tut was ihr tun könnt, der liebe Gott tut das seine“, unterstrich er. „Heinrich, ich wünsche Dir, dass Du dem lieben Gott bei der Arbeit zuschauen kannst“, sprach Timmerevers den Neugeweihten an. Priester müssten Menschen zu Jesus hinführen, „dass es zwischen ihnen funkt, ist nicht mehr unsere Aufgabe“, riet er dem Kaplan. „Du gehst jetzt nach Löningen, du musst den lieben Gott dort nicht hinbringen, er ist schon da!“
„Wir freuen uns über Deinen Entschluss, Priester zu werden“, stellte Pfarrer Ludger Fischer am Ende fest. Die Kirchengemeinde schenkte Thoben das Primizgewand, so könne er auch künftig die Verbundenheit seiner Heimatgemeinde spüren. Er sei oft darauf angesprochen worden, dass sich Heinrich Thoben den Schritt auch früher hätte überlegen können, schilderte Definitor Ludger Becker. „Nein, hätte er nicht“, habe er dann immer geantwortet, es sei nicht Thoben selbst gewesen, der gerufen habe, und „es ist nie zu spät“, betonte Becker. Pfarreiratsvorsitzender Georg Pugge erinnerte daran, dass die letzte Heimatprimiz in Scharrel rund 50 Jahre her sei. „Nach vielen Gesprächen traf Dich der innere Blitz, diesen Weg zu gehen“, sagte Pugge. „Wir danken für das Geschenk Gottes, dass Du zum Priester geweiht wurdest“.
Johannes Hörnemann