Pfarrer Dr. Marc Röbel, Direktor der Katholischen Akademie Stapelfeld, wurde am Mittwochabend feierlich an die Universität Vechta umhabilitiert. Der Privatdozent wechselte dafür mit seiner Habilitation (Lehrbefähigung als Universitätslehrer) für Philosophische Grundfragen der Theologie von der Theologischen Fakultät Trier an die einzige Uni im Oldenburger Münsterland. Für Mittwochabend (23.10.) hatte die Unipräsidentin, Prof.in Dr.in Verena Pietzner, zur öffentlichen Antrittsvorlesung geladen. Daran nahmen mehr als 120 Gäste aus dem universitären, kirchlichen, politischen und kulturellen Leben, Freunde und Mitarbeitende der Akademie und Wegbegleiter des Privatdozenten teil.
„Es ist mir eine besondere Freude, Sie, als ausgezeichneten Forscher und anerkannte Persönlichkeit des Oldenburger Münsterlandes, an unserer Universität willkommen zu heißen,“ begrüßte ihn Prof.in Dr.in Pietzner. Röbel komme in einer Zeit des Umbruchs, in einer Zeit des Ringens um die richtige Ausrichtung des Lehr- und Forschungsbetriebs, sagte die Präsidentin. Sie sei sicher, dass er sich in diesen Prozess mit guten Ideen, seiner Expertise und der weitführenden Vernetzung zum Wohle des Instituts für Katholische Theologie, der Universität Vechta und des Oldenburger Münsterlandes einbringen werde, betonte sie. Die Umhabilitation markiere eine Bereicherung für die Universität, unterstrich sie.
„Wir haben eine besondere Beziehung zwischen Katholischer Kirche und Universität,“ begann Weihbischof Wilfried Theising sein Grußwort. Durch das Konkordat seien die Institutionen fest verbunden. „Wir haben das Glück, dass hier gute Lehrerinnen und Lehrer ausgebildet werden,“ stellte Theising fest. Das sei entscheidend für den Religionsunterricht. Das Thema Bildung sei dem Offizialat wichtig. Die Katholische Kirche wolle nicht nur von der Uni profitieren, sondern auch einen Beitrag leisten. „Durch Pfarrer Röbel wird das Band zwischen Universität und Kirche weiter gestärkt.“ Es reiche nicht, durch Verträge rechtlich zueinander zu gehören. Die Verbindung müsse im wirklichen Leben Früchte tragen, führte er aus. „Ich bin sicher, dass die Mitarbeit von Dr. Röbel an der Universität reiche Frucht hervorbringen wird.“
Auch Prof. Dr. Elmar Kos begrüßte den Neuzugang außerordentlich herzlich. Die Theologie sei heute mehr denn je darauf angewiesen, sich ihrer philosophischen Grundlagen immer wieder neu zu versichern, referierte der stellv. Institutsdirektor für Katholische Theologie. „Die Theologie wird künftig nur eine Chance haben, ernst genommen zu werden, wenn es ihr gelingt, einen spezifischen Beitrag zu formulieren, der auf die gesellschaftlichen Diskurse, die derzeit geführt werden, reagiert“, erklärte Kos. Er sei der Überzeugung, dass die Theologie einen Beitrag zu den wissenschaftlichen, kulturellen und gesellschaftlichen Debatten leisten kann. Der Titel der Antrittsvorlesung verspreche dafür schon einen guten Anfang.
Die Brücke zwischen Kirche und Universität sei keine Einbahnstraße, betonte Pfarrer Röbel. Es gehe nicht darum, die Universität kirchlich unterwandern zu wollen. „Es geht um die Vertiefung eines Dialogs!“ betonte der Privatdozent. Er wolle Theologiestudierende daran erinnern, dass auch die postchristliche moderne Zonen des sogenannten Unaussprechlichen brauche. „Umgekehrt möchte ich die Diskurse der Universität, der wissenschaftlichen Theologie und Philosophie noch stärker in das kirchliche Leben der Region tragen“, kündigte Röbel an.
Auf das Unaussprechliche ging Röbel in seiner Antrittsvorlesung detailliert ein. Er sprach über die Philosophie im digitalen Zeitalter und entführte die Zuhörenden dabei in fünf Denkschritten auf eine Reise vom antiken Denker Augustinus bis zur Bedeutung der Philosophie für das digitale Zeitalter. Unter der Überschrift „Worüber man schweigen muss“, lud Röbel ein, eine Zeit lang über den Philosophen Ludwig Wittgenstein nachzudenken. Dieser stellte schon 1939 an der Universität Cambridge Untersuchungen zu der Frage an, ob Maschinen denken können. „Die Welt ist alles, was sich in Daten erfassen lässt“, übersetzte Röbel eine These des Philosophen in den Kontext der modernen technisierten Welt. Wittgenstein, den Röbel zu den wichtigsten Lesern des Philosophen und Kirchenlehrers Augustinus zählt, beendete sein Werk „Tractatus“ mit den berühmten Worten „Worüber man nicht reden kann, darüber muss man schweigen.“ Dabei gelte: „Das, was sich der Sagbarkeit entzieht, ist nicht als das Irrationale, Irreale oder Irrelevante zu diskreditieren.“
„Vorausgesetzt ist hier, dass Gott unsagbar ist, also jede Sagbarkeit transzendiert. Er ist die unaussprechliche Ursache von allem,“ erläuterte Röbel. Das Unaussprechliche, das Mystische sei somit auch der tiefste Grund jeder Rede. Röbel fragte: „Wie könnte im Sprechen, gleichsam zwischen den Zeilen des Gesagten noch etwas Anderes, etwas Ungesagtes in Erscheinung treten?“ Diese philosophischen Fragen hätten weitreichende Konsequenzen für das menschliche Selbstverständnis in der digitalen Welt, sagte der katholische Priester. „Gibt es bildlich gesprochen etwas, das zwischen oder hinter den Zahlen liegt und für unsere menschliche Selbstdeutung von Belang ist?“, fragt er. Vieles am menschlichen Leben lasse sich in Daten erfassen, doch „ist denn alles am Individuum digitalisierbar?“. Alle Menschen hinterließen durch digitale Interaktionen eine Spur, einen Digitalschatten. „Aber sind wir tatsächlich mit diesem Schatten identisch?“, fragte Röbel. „Das Menschsein ist nicht theoretisch zu definieren, aber auch nicht auf einen Datensatz zu reduzieren. Es bleibt unsagbar, unaussprechlich, aber es zeigt sich in den Sprachspielen, d.h. in den Formen der menschlichen Selbst- und Weltverständigung,“ führte Röbel aus.
Für den musikalischen Rahmen sorgten mit einem Freundschaftsdienst Prof. Dr. Jörg Zimmermann und Dr. Herm-Dieter Sattler aus Oldenburg. Um das Catering beim anschließenden Festakt sorgten sich das Jugendförderwerk des BDKJ und Studierende der Universität.
Zur Person PD Pfarrer Dr. Marc Röbel:
Dr. habil. Marc Röbel stammt gebürtig aus Bocholt. Nach seinem Theologiestudium an den Universitäten Münster und Freiburg wurde er 1998 zum Priester des Bistums Münster geweiht. 2007 wurde er an der Katholischen Theologischen Fakultät Trier im Fach Philosophie promoviert. Im gleichen Jahr wurde er Geistlicher Direktor der Katholischen Akademie Stapelfeld und wurde Pfarrer der dortigen Heilig-Kreuz-Gemeinde. An der Akademie baute er in den vergangenen fast 17 Jahren den philosophischen Fachbereich auf, der auch überregional große Beachtung findet. Heute ist er Direktor der Katholischen Akademie Stapelfeld, Leiter der Fachstelle für Pastorale Bildung und Begleitung.