Der Zwerg (schlitzt den Bauch auf), der Ochse (spaltet den Körper von oben), der Eber (macht es von unten) und schließlich der Schlag von oben auf den Kopf, das Dach. Mit diesen vier Schlägen geht es los. Dickerhoff hat für jeden ein wuchtiges Schwert mitgebracht, die Schläge führt er mit Conny Sandvoß vor. Die ersten Schläge machen viel Lärm. Die Schwerter prallen hart aufeinander. „Was ist falsch?“, fragt Dickerhoff in die Runde. Ratlosigkeit. „Unsere Schläge sind nur Show, aber sie bringen nichts, wie im Film“, erklärt Dickerhoff. Um es gleich zu übertragen: Es sind nur Machtspiele. Wie sie auch im privaten und öffentlichen Leben ständig vorkommen.
Eine Frau traut sich nicht so recht, die Waffe gegen eine andere zu erheben. „Schlag mich“, fordert Dickerhoff sie auf. „Denk an 6.000 Jahre Patriachat.“ Langsam kommt die Gruppe in Schwung.
„Mit dem Schwert in der Hand hat man Macht. Macht ist nicht böse, aber verführerisch“, erzählt Dickerhoff, der den Schwertkampf vor Jahren von einem Drogenabhängigen gelernt hat. An sich sei ein Schwert etwas Übles, es sei nur erfunden worden, um andere umzubringen. Für die Ritter aber gab es einen dreifachen Auftrag. Gott zu dienen, die Frauen zu ehren und die Schwachen zu schützen. Wer Macht hat, ist nicht automatisch was Besseres, stellt Dickerhoff klar. Doch viele, die Macht besitzen, leiten daraus nur mehr Privilegien ab, nicht aber mehr Verantwortung. Und wer Macht habe, sei oft beratungsresistent. Formen von Machtmissbrauch seien zum Beispiel ungewollte körperliche Nähe oder gespielte Unfähigkeit, erklärt Dickerhoff. Den Teilnehmern wird inzwischen klar, was sie alles mit diesem Stück Eisen in der Hand lernen können. „Es geht nicht darum, dass ich Schwertkämpfer ausbilden will“, stellt Dickerhoff klar. „Schwertkampf hat mehr mit Beweglichkeit mehr zu tun als mit Kraft. Genauso wie Leitung. Auch die hat mehr mit Beweglichkeit im Kopf zu tun als mit Fachkompetenz.“
„Manchmal sind Menschen nicht entschieden genug darin, ihre Macht wahr zu nehmen", sagt Dickerhoff. Das beobachte er auch in der Kirche. Entschiedenheit bedeute aber nicht Rücksichtslosigkeit, sondern Klarheit. Machtspiele gegenüber Mitarbeitern, Untergebenen oder in der Familie würden nichts bringen außer Unsicherheit und Ablehnung bei den Betroffenen. „Seid klar und deutlich, seid bestimmt, aber fair mit euren Mitmenschen“, gibt er seinen Schülern nach 90 Minuten Schwerttraining mit auf den Weg. Verletzt hat sich übrigens keiner.
Ludger Heuer