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„Da ist noch eine andere Welt“ – Museumsleiterin spricht über Wege der Sinnsuche

13. September 2023 - Oldenburger Land/Oldenburg

Die Oldenburger Museumsleiterin Jutta Moster-Hoos ist Podiumsgast bei „Angesprochen. Wege und Umwege zum Sinn“ am 17. September im Oldenburger Forum St. Peter. Im Interview spricht sie vorab über Kunst, Religion als Privileg – und ihren Weg ins Museum.

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Die Oldenburger Museumsleiterin Jutta Moster-Hoos ist Podiumsgast

Frau Dr. Moster-Hoos, Sie sind Museumsleiterin in Oldenburg. Was ist Kunst für Sie?

Kunst bereichert das Leben sehr. Man lernt in der Betrachtung von Kunstwerken und im Austausch mit Künstlerinnen und Künstlern sehr individuelle Menschen kennen. Es geht oft um einen neuen, sehr persönlichen Blick auf die Welt: kreativ, in Frage stellend und einfach mit anderen Augen sehend.

 

Bei zeitgenössischen Kunstwerken, die häufig sehr abstrakt sind, erkennt man nicht immer direkt einen Blick auf die Welt…

Manchmal sieht man zu Beginn wenig Konkretes, das stimmt. „Wo ist denn da die Kunst“, fragen manche. Doch für mit Künstlerinnen und Künstlern steht die Frage im Mittelpunkt: Wie verleihe ich meinem Gedanken, meiner Idee eine physische Gestalt. Einigen wenigen gelingt es dann, mit ihrem Werk den Nerv der Zeit zu treffen.

 

Sie nehmen als Podiumsgast am 17. September an der Veranstaltung „Angesprochen. Wege und Umwege zum Sinn“ in Oldenburg teil. Hier stehen die individuellen Wege zum Sinn im eigenen Leben im Mittelpunkt. Unsere Arbeit ist ja häufig ein wichtiger Bestandteil der eigenen Sinngebung. Wie ist es also bei Ihnen, wie sind Sie zur Kunst gekommen?

Ich wuchs in Rheinland-Pfalz auf. Mein Vater war Beamter, meine Mutter Buchhalterin. Bildende Kunst war bei uns zuhause eher wenig vertreten. Für mich war das Studium der Kunstgeschichte dann eine Entdeckung: Da ist noch eine andere aufregende Welt! Also habe ich mich aufgemacht, da tiefer einzutauchen.

 

Wer in die europäische Kunstgeschichte eintaucht, kommt an der christlichen Überlieferung natürlich gar nicht vorbei.

 In der katholisch geprägten Südpfalz bin ich natürlich mit dem sonntäglichen Kirchgang aufgewachsen. Das Jahr war durch den kirchlichen Kalender durchstrukturiert. Für mich ist das bis heute so! Insofern konnte ich viele Motive der europäischen Kunst lesen. Heute wird das schwieriger: Für jüngere Menschen ist vieles nicht mehr dechiffrierbar. Das Wissen um das Christentum inklusive der Geschichten aus dem Alten Testament, aber auch das Wissen um die Antike verschwindet. Das klassische Bildungsbürgertum verschwindet. Kunst und Kunstgeschichte werden daher für das Publikum sperriger, vielfältiger – und auch unzugänglicher. Aber es gibt natürlich viele neue Entwicklungen und Themen, die konventionelle Darstellungen ablösen. Es wird immer weiter gehen.

 

Jenseits der kunstgeschichtlichen Bildung: Wo sehen Sie das Potenzial der Religion für die Gesellschaft und den Einzelnen?

Aus dem Christentum mit seinen jüdischen Wurzeln stammt natürlich unser Wertekanon, der die Maxime jeglichen Handelns sein sollte. Aber für mich ist da mehr: Gott ist beispielsweise ein Ansprechpartner für die Dankbarkeit, die man empfinden kann, wenn man beispielsweise so privilegiert aufwachsen kann wie Sie und ich. (Lacht.)

 

Bei der Entscheidung für Ausbildung oder Studium, aber auch an späteren Kreuzungen im Leben stehen Menschen vor der Frage: Was will ich tun? Wie kann ich in dieser Welt wirken und dabei glücklich werden. Was können Sie raten?

Was begeistert dich am meisten? Wo sind deine Leidenschaften – liegen sie bei Menschen, bei Themen, bei Zahlen? Wo spüre ich, dass ich Zeit und Energie investieren kann und will? Diese Fragen sind, glaube ich, ein erster Auftakt. Im Gespräch mit Eltern und Freunden, in der Schule und durch praktische Erfahrungen kann man Antworten finden.

 

Zur Person:
Dr. Jutta Moster-Hoos wuchs in der Pfalz auf. Sie studierte Kunstgeschichte in Heidelberg und Wien und wurde mit einer Arbeit über Skulpturen als Gehäuse promoviert. Anschließend absolvierte sie ein Museumsvolontariat in Krefeld. Sie arbeitete dann in Frankfurt in einer Galerie und als Art Consultant. Im Jahr 2000 kam Jutta Moster-Hoos als Kuratorin ans Horst-Janssen-Museum in Oldenburg. Seit 2010 leitet sie das Museum.

 

Zur Veranstaltung:

  • „Angesprochen. Wege und Umwege zum Sinn“ findet am Sonntag (17. September) ab 18.30 Uhr in Kirche und Forum St. Peter (Peterstraße 22) in Oldenburg statt.
  • Nach einem Gottesdienst sprechen Dr. Jutta Moster-Hoos, der Mediziner Professor Dr. Jörg Zimmermann sowie die Seelsorgerin Verena Heseding über ihre persönlichen Wege und Umwege zum Sinn. Die Moderation übernimmt der Philosoph und Pfarrer Dr. Marc Röbel.
  • Die Liebfrauenschule Oldenburg wirkt an der musikalischen und inhaltlichen Gestaltung mit. Der Abend endet mit einem Imbiss und Austausch.
  • Kostenlose Anmeldungen sind erbeten im Forum St. Peter per Mail an fsp@forum-st-peter.de oder unter Telefon 0441/3903060. Kurzentschlossene sind auch willkommen.