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„Du bist die Aufgabe und niemand sonst!“ – Spannender Abend über Lebensorientierung in Oldenburg

19. September 2023 - Oldenburger Land/Oldenburg

Die Kirche stellte jetzt bei „Angesprochen“ die großen Fragen der persönlichen Sinn-Suche. Museumsleiterin Jutta Moster-Hoos, Klinikdirektor Jörg Zimmermann und Seelsorgerin Verena Heseding erzählten im Oldenburger Forum St. Peter von ihrer Sinn-Suche – und fanden ein gespanntes Publikum.

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Museumsleiterin Dr. Jutta Moster-Hoos sprach über ihren Weg zur Kunst – und über Horst Janssen als Künstler in der permanenten Auseinandersetzung mit dem eigenen Selbst.

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Seelsorgerin Verena Heseding will im Dienst der Kirche wie Jesus „an die Ränder der Gesellschaft gehen“.

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Psychiater Professor Dr. Jörg Zimmermann rät auf dem eigenen Lebensweg auch zu Gelassenheit: „In Grenzsituationen findet man zu sich selbst“.

Oldenburg. Die eigene Spur im Leben suchen, den eigenen Ton finden – in einer Welt voller Angebote kein einfaches Unterfangen. Nicht für junge Menschen in der Phase der Berufsorientierung und nicht für Menschen mitten im Erwerbsleben, die sich fragen: Bin ich hier noch richtig? Wie geht es weiter? Bin ich mir selbst treugeblieben? Gibt es noch einen höheren Plan für mein Leben?

Auf den inneren Ruf hören und sich selbst auch falsche Entscheidungen zugestehen – das waren einige der Impulse, mit denen die Zuschauerinnen und Zuschauer von „Angesprochen. Wege und Umwege zum Sinn“ am Sonntagabend nach Hause gingen. Eingeladen hatten das Bischöflich Münstersche Offizialat, das Forum St. Peter, die Katholische Akademie Stapelfeld und die Liebfrauenschule Oldenburg. Mehr als 60 Menschen waren der Einladung ins Forum St. Peter gefolgt. Ihre Neugier wurde mit einem inspirierenden Abend belohnt.

Im Podiumsgespräch berichtete Dr. Jutta Moster-Hoos von ihrem Weg in die Kunstgeschichte. Und der hat auch mit Abenteuersinn zu tun. „Da ist noch eine andere Welt“, dachte Moster-Hoos als Schulabgängerin über die Welt der Kunst. Sie entschied sich für den Aufbruch in das Unentdeckte. Heute ist sie Leiterin des Horst-Janssen-Museums in Oldenburg. Fragen nach beruflicher Orientierung, nach einer neuen Herausforderung stellen sich nach ihrer Erfahrung keinesfalls nur am Anfang einer Berufslaufbahn. „Soll ich nochmal was Neues machen, geht da karrieretechnisch noch etwas?“ – diese Frage stellten auch beruflich erfolgreiche Menschen. Die entscheidende Prüfung, sagte Moster-Hoos, könnte lauten: Habe ich in meiner jetzigen Position einen guten Gestaltungsspielraum? Und habe ich genug Herausforderungen? Auch so ließen sich Antworten für den eigenen Lebensweg  finden.

In jedem Fall die eigene Gelassenheit bewahren – dazu riet Professor Dr. Jörg Zimmermann. „Wir werden im Leben immer falsche Entscheidungen treffen“, sagte der Klinikdirektor an der Karl-Jaspers-Klinik in Bad Zwischenahn. „Doch in Grenzsituationen findet man zu sich selbst“, so der Psychiater weiter: „auch in der Grenzsituation der Schuld. Etwa in der Reue über das Gefühl: „Ich bin nicht der geworden, der ich hätte sein können.“ 

Mit Blick auf die persönliche Suche nach dem Sinn und daraus folgende Lebensentscheidungen mahnte der Mediziner: „Nichts ist schlimmer als zwischen zwei Heuhaufen zu verhungern, weil man nicht weiß, von welchem man fressen soll.“ Sprich: Entscheide dich für einen Weg, gehe ihn – und korrigiere dich wenn nötig. Aber geh!

„Die großen Entscheidungen des Lebens kann dir keiner abnehmen!“, bestätigte Dr. Marc Röbel als Moderator unter Verweis auf den dänischen Philosophen Søren Kierkegaard. Wichtig sei, dass es in der Gesellschaft Resonanzräume für diese Fragen und Entscheidungen gebe. Gerade die Kirchen böten einen solchen Resonanzraum, so der Philosoph und Pfarrer Röbel. Hier finden die eigenen Fragen Platz –vor dem Angesicht eines hörenden, liebenden Gottes.

„Die Menschen in den Blick zu nehmen“ und „wie Jesus an die Ränder der Gesellschaft zu gehen“, das ist was Verena Hesedings zentrale Motivation für die Arbeit als katholische Seelsorgerin ist. Sie ist Pastoralassistentin in der Pfarrei St. Josef in Oldenburg. Ihr Ziel: einen Raum zu schaffen, in dem alle „Liebe und Geborgenheit erfahren können, auch in schwierigen Situationen“, erzählte Heseding. In Lohne aufgewachsen waren Glaube und Religion für sie seit frühen Tagen präsent. Dass sie sich dann selbst in der Katholischen Landjugend engagierte, war fast selbstverständlich. Die Entscheidung, das Lehramtsstudium nicht abzuschließen, sondern voll auf Theologie zu setzen, habe trotzdem mitunter für Überraschung und Unverständnis in ihrem Umfeld gesorgt. Für sie sei es aber der richtige Weg, so Heseding. „In Gesprächen, bei Veranstaltungen, in kirchlichen Schulen und Kindergärten passiert so viel Gutes“, so die Pastoralassistentin.

Landesjugendpfarrer Bernd Holtkamp hatte zuvor „Angesprochen“ mit einem Gottesdienst in der Forumskirche eröffnet. Von Gott werden wir angeschaut, predigte Holtkamp – in den eigenen Sinnfragen und sogar in Situationen persönlichen Scheiterns. 

Der Oberstufenchor der Liebfrauenschule Oldenburg unter der Leitung von Dorothee Rohde sowie Manuel Uhing an der Orgel und Johannes Möller an der Trompete gestalteten die Eucharistiefeier. Schülerinnen und Schüler der Liebfrauenschüler hatten auch im Vorfeld Fragen für das Podiumsgespräch erarbeitet. Daneben untermalten zwei Schüler die Pausen des Podiumsgespräch mit lockeren Jazz-Klängen. In Oldenburg fand „Angesprochen. Wege und Umwege zum Sinn“ zum zweiten Mal statt, nachdem Weihbischof und Offizial Wilfried Theising das Format im April in Cloppenburg ins Leben gerufen hatte.

Was bleibt von diesem Abend? Das Wort „Sinn“ leitet sich ab von „auf dem Weg sein“, erklärte Moderator Röbel. Ob bei der persönlichen Orientierung oder bei der Entwicklung von Gesellschaft und Kirche: Es gehe um die stetige Entwicklung. Traditionen seien ein Schatz, aus dem man auch auf neue Fragen neue Antworten finden könne. 

Zu scheitern sei im Leben häufig möglich, hieß es aus dem Publikum. Doch dem Scheitern könne man dankbar sein, wenn es den Weg zum eigenen Sinn weise. Wichtig bleibe in jedem Fall: sich auf den Weg machen. Moderator Marc Röbel schloss den Abend der großen Fragen und der persönlichen Sinnsuche frei nach dem Schriftsteller Franz Kafka: Es bleibt unser aller Auftrag, unsere innere Sinn-Spur zu finden – auch vor dem Hintergrund einer christlichen Lebensdeutung. Röbel: „Du bist die Aufgabe und niemand sonst“.