Zuvor hatte Schulte in seiner Predigt die Arbeit der drei Seelsorger gewürdigt. „Eure Aufgabe war beziehungsweise ist es, Menschen im Glauben zu bestärken, das Glaubensgut der Kirche treu zu bewahren und mit den Menschen das Evangelium zu leben“, richtete er das Wort an die Mitbrüder. Dass sie dies in hervorragender Weise getan hätten, zeige die Berufung durch Bischof Dr. Felix Genn. Denn das Kirchenrecht schreibe vor, dass nur Priestern, „die sich durch Rechtgläubigkeit und einen unbescholtenen Lebenswandel auszeichnen und ihren Dienst in lobenswerter Weise ausüben“, in dieses Amt berufen werden dürften.
In der Lesung aus der Apostelgeschichte werde berichtet, dass Paulus und Barnabas durch Handauflegung Älteste für die Gemeinden eingesetzt hätten, damit sie durch Strukturen eine Kontinuität gewährleisten. Ämter seien bis heute für die Gemeinden, für die Menschen da. „Sie haben keinen Selbstzweck. Ämter und Strukturen stehen also dem Geist und der Lebendigkeit in den Gemeinden nicht entgegen, sondern sollen sie gerade ermöglichen“, verwies Schulte auf die Lesung und führte aus: „Der Herr ist der Herr aller. Von ihm her und auf ihn hin lebt sowohl christliche Existenz als auch kirchliches Amt.“
Diese Ursprünglichkeit des Amtes zu leben, sei eine Herausforderung. Vordergründig sei das Domkapitel zuständig für die Verwaltung des Hohen Domes und der zeitlichen Güter, die Wahl des Diözesanbischofs und dessen Beratung. Aber es gehe um das Hintergründige. „Dieses Dahinter gilt es, für uns, für einen jeden Christen im Blick zu behalten und zu leben. Denn hinter allem in der Kirche, hinter jedem Dienst, hinter jedem Amt steht zunächst die Freude am Christsein, die Gewissheit des Erlöstseins“, betonte Schulte. Es komme darauf an, Zeuge zu sein, dass Gott es gut mit den Menschen meint und dass die Kirche ein lebendiger Ort des Glaubens sei.
In seiner Predigt dankte Schulte auch Weihbischof Heinrich Timmerevers aus Vechta, bislang residierender Domkapitular, der künftig nicht-residierender Domkapitular ist. „Du hast viele Wege auf dich genommen und Zeit eingebracht, um dich in den Dienst des Kapitels zu stellen. Dafür danken wir dir sehr herzlich.“
Nach der Predigt bekannten die ernannten Seelsorger ihren Glauben und versprachen, zum Wohl der Hohen Domkirche zu wirken. Dazu legten sie einzeln die rechte Hand auf das Evangelienbuch. Anschließend traten sie vor den Altar und knieten sich auf die Stufe. Nach einem kurzen stillen Gebet ehrten sie mit dem Dompropst den Altar durch einen Kuss. Dann wies ihnen Schulte ihre künftigen Plätze im Chorgestühl an. Von dort aus kehrten die neuen Domkapitulare zum Friedensgruß an den Altar zurück.
Während all dieser Zeichen erklang der altehrwürdige Hymnus „Ubi Caritas et amor“ im St.-Paulus-Dom. Musikalisch begleitete eine Schola der Dommusik unter der Leitung von Domkapellmeister Alexander Lauer die Vesper. Die Domorgel spielte Domorganist Thomas Schmitz. Nach dem großen Auszug aus dem Hohen Dom versammelten sich die Priester im Kapitelssaal. Vor Domkapitularen und Domvikaren verlas der Notar das Protokoll der Investitur. Zum Abschluss gedachten die Anwesenden im Gebet der verstorbenen Kapitelsmitglieder.