Die Archivbibliothek
Die Bibliothek des Offizialatsarchivs Vechta ist eine Fachbibliothek, in der schwerpunktmäßig kirchengeschichtliche und landesgeschichtliche Publikationen vorgehalten werden. Sie dient zum einen den Mitarbeitern des Archivs zur Erfüllung ihrer Aufgaben und kann zum anderen von den im Lesesaal forschenden Archivbesuchern benutzt werden. Da sie als Präsenzbibliothek geführt wird, können Bücher generell nicht ausgeliehen werden. Der Bestand umfasst Monographien, Zeitschriften, Sonderdrucke, Manuskripte und Kleinschriften. Die Bibliothek ist in eine Vielzahl von Sachgebieten untergliedert. Die einzelnen Bände und Broschüren sind dieser Systematik entsprechend aufgestellt.
Der Buchbestand setzt sich zusammen aus Neuerwerbungen, aus antiquarischen Zukäufen, aus Schenkungen sowie aus Nachlässen einzelner Priester oder Heimatforscher. Des Weiteren wird der Bestand durch Tausch mit anderen Einrichtungen (z. B. Landesbibliothek in Oldenburg und Heimatbibliothek in Vechta) und durch die Abgabe von Belegexemplaren (aufgrund der Archivbenutzung) erweitert.
Neben ihrer allgemeinen Funktion als Hilfsmittel für die Archivverwaltung und kirchengeschichtliche Forschung hat die Archivbibliothek die spezielle Aufgabe, diejenigen Veröffentlichungen möglichst vollständig zu sammeln, die die Geschichte und Organisation der katholischen Kirche im Oldenburger Land betreffen. Insbesondere werden auch die der „grauen Literatur“ zugerechneten Publikationen gesammelt, also die von Vereinen, Einrichtungen oder Privatpersonen herausgegebenen Festschriften und Chroniken, die in einer kleinen Auflage erschienen und nicht über den Buchhandel zu beziehen sind.
Die Neuerwerbungen der Archivbibliothek werden systematisch für bibliographische Zwecke ausgewertet. Im dritten Band des 1993 herausgegebenen Handbuchs „Das Bistum Münster“ sind bei den historisch-statistischen Kurzbeiträgen über die 124 katholischen Kirchengemeinden, die damals im Offizialatsbezirk Oldenburg existierten, alle bis dahin gesammelten Literaturangaben abgedruckt. Seither werden diese Bibliographien im Offizialatsarchiv stetig aktualisiert, so dass ein schneller Zugriff auf die Literatur zu einzelnen Kirchen und kirchlichen Einrichtungen möglich ist. Außerdem werden in der sogenannten Klerus-Datenbank kontinuierlich Veröffentlichungen mit Angaben über einzelne Priester bzw. deren Werke eingetragen.
Insgesamt umfasst die Archivbibliothek (ohne Zeitschriften und Manuskripte) derzeit etwa 30.200 Werke (Stand: Januar 2023). Zusätzlich ist im Lesesaal eine Handbibliothek mit wichtigen Nachschlagewerken und Monographien aus den Sachgebieten Orts-, Landes- und Familiengeschichte vorhanden.
Systematik
Die Signaturen der einzelnen Bände der Archivbibliothek setzen sich jeweils aus drei Buchstaben und einer Zahl zusammen. Die Buchstaben verweisen dabei auf einen eigens entwickelten sachthematischen Katalog. Neben den Monographien und Sammelbänden werden Broschüren und Hefte gesondert in Schubern verwahrt; sie sind mit Signaturen versehen, die jeweils mit einem X (kleine Broschüren) bzw. Y (größere Hefte) beginnen und dann die ersten beiden Buchstaben des sachthematischen Katalogs folgen lassen. Manuskripte, Sonderdrucke und der große Zeitschriften-Bestand sind durch gesonderte Inventare erschlossen, aber bislang nicht im Datenbankprogramm erfasst.
Die Systematik des Gesamtbestandes umfasst folgende Themengebiete:
A Allgemeines, darin u. a.: Allgemeinwissen, Wörterbücher und Grammatik, Archiv- und Bibliothekskunde, Genealogie und Namenkunde, Weltgeschichte, Religionsgeschichte, Judentum, Kunstgeschichte, Kultur- und Literaturgeschichte
B Deutsche Geschichte, darin u. a.: Erster Weltkrieg, Weimarer Republik, Nationalsozialismus, Judenverfolgung und Konzentrationslager, Zweiter Weltkrieg, Deutsche Nachkriegs-Geschichte, Universitäten und Studenten
C Katholische Kirche, darin u. a.: Kirche und Theologie, Bibel, Liturgie, Allgemeine Kirchengeschichte, Reformationszeitalter, Katholische Soziallehre, Ökumene und Kircheneinheit, Rom und das Papsttum, Heilige und Selige, Orden und Kongregationen, Geistliche Gemeinschaften, Wallfahrtsorte
D Deutscher Katholizismus, darin u. a.: Kirchenorganisation, Deutsche Bistümer, Geschichte, Christentum und Nationalsozialismus, Caritas, Katholische Vereine und Verbände, Kirchliches Bildungswesen
E Landesgeschichte, darin: Bibliographien, Beständeübersichten und Findbücher, Urkundenbücher, Nördliches Rheinland, Westfälische Landesgeschichte, Westfälische Kunstgeschichte, Bistümer Paderborn und Essen, Bistum Osnabrück, Osnabrückische Landesgeschichte, Stadt Osnabrück, Emsland und Bentheim, Friesland und Nordseeküste, Stadt Bremen, Niedersächsische Landesgeschichte, Bundesland Niedersachsen, Bistum Hildesheim, Erzbistum Hamburg, Agrargeschichte und Volkskunde, Hollandgang und Auswanderung, Familiengeschichten, Naturkunde
F Orte in Nordwestdeutschland (außerhalb von West-Niedersachsen), alphabetisch sortiert
G Bistum Münster, darin u. a.: Geschichte, Liturgie, Niels Stensen, Anna Katharina Emmerick, Clemens August Kardinal von Galen, Dom und Kirchen in Münster
H Orte im Bistum Münster (ohne den Offizialatsbezirk Oldenburg), alphabetisch sortiert
J Land Oldenburg, darin: Landeskunde, Landesgeschichte, Recht und Verwaltung, Wirtschaft und Verkehr, Bau- und Kunstdenkmäler, Kultur und Brauchtum, Bildungswesen, Evangelische Kirche, Katholische Kirche, Oldenburger Münsterland, Landkreis Vechta, Landkreis Cloppenburg, Nordoldenburgische Landschaften
K Städte im Land Oldenburg, darin: Cloppenburg, Damme, Delmenhorst, Dinklage, Friesoythe, Löningen, Lohne, Oldenburg, Vechta, Wildeshausen, Wilhelmshaven
L Orte im Land Oldenburg, alphabetisch sortiert
M Friesisch und Niederdeutsch
N Biographien, alphabetisch sortiert
O Autoren, alphabetisch sortiert
P Großformate, darin u. a.: Historische Atlanten, Prachtbände über die Kirche, Bibelausgaben, Kunst-Bildbände, Ausstellungskataloge
Q Nachschlage- und Reihenwerke, darin u. a.: Realenzyklopädien, Theologische Nachschlagewerke, Grimmsches Wörterbuch, Lexika für Antike und Mittelalter, Handbuch der historischen Stätten, Reihenwerke zur deutschen Geschichte, Zeitgeschichtliche Quellensammlungen, „Blaue Reihe“ der Kommission für Zeitgeschichte, Deutsche Katholikentage, Bibliothek der Kirchenväter, Biographische Sammelwerke, Westfälisches Urkundenbuch, Bau- und Kunstdenkmäler
S Alte und seltene Bücher, darin u. a.: Wörterbücher und Sprachlehrbücher, Bibelausgaben, Kirchengeschichte, Kirchenväter, Predigtsammlungen, Andachts- und Gebetbücher, Werke von Bernard Overberg, Westfalen und das Bistum Osnabrück, Bistum Münster, Niederstift Münster, Ostfriesland und Jeverland, Oldenburg
Zeitschriften
Systematisch gesammelt werden vor allem landesgeschichtliche Zeitschriften aus dem westlichen Niedersachsen und dem Bistum Münster. Hierzu gehören der „Heimatkalender“ bzw. das „Jahrbuch für das Oldenburger Münsterland“ (seit 1952 bzw. 1969), das „Oldenburger Jahrbuch“ (seit 1892), das „Mitteilungsblatt der Oldenburgischen Landschaft“ bzw. „Kulturland Oldenburg“ (seit 1973), die „Osnabrücker Mitteilungen“ (seit 1848), das „Jahrbuch des Emsländischen Heimatbundes“ bzw. das „Emsland-Jahrbuch“ (seit 1953), die „Emsländische Geschichte“ (seit 1991), Jahrbuch des Heimatvereins der Grafschaft Bentheim" bzw. "Bentheimer Jahrbuch" (seit 1980), das „Heimat-Jahrbuch Osnabrücker Land“ (seit 1974), das „Niedersächsische Jahrbuch für Landesgeschichte“ (seit 1924), das „Jahrbuch der Gesellschaft für niedersächsische Kirchengeschichte“ (vorhanden ab 1965), die „Rheinisch-westfälische Zeitschrift für Volkskunde“ (seit 1954) und viele andere mehr.
Abonniert werden ferner möglichst sämtliche Periodika von Heimatvereinen des Oldenburger Münsterlandes und der näheren Umgebung sowie die Jahresschriften der katholischen Schulen des Oldenburger Landes. Darüber hinaus liegen mehrere Heimatbeilagen örtlicher Tageszeitungen in vollständigen Sammlungen vor: „Heimatblätter“ (Vechta, seit 1920), „Volkstum und Landschaft“ (Cloppenburg, seit 1934) und „Nordwest-Heimat“ (Oldenburg, seit 1949). Die Mitgliederzeitschriften der Heimatvereine und die Heimatbeilagen der Lokalzeitungen zählen zur sogenannten „grauen Literatur“, erweisen sich aber immer wieder als wahre Fundgruben für die regionalgeschichtliche und volkskundliche Forschung.
Zeitschriften theologischer und allgemein-historischer Art sind in Einzelfällen durch Schenkungen oder mit Nachlässen in das Offizialatsarchiv gelangt. Für die Kirchenzeitungen und die kirchen- sowie regierungsamtlichen Periodika vgl. den Punkt „Zeitungen und Amtsblätter“ in der Beständeübersicht!
Bücher aus der Frühen Neuzeit
Getrennt vom übrigen Bibliotheks-Bestand wird im Magazin des Offizialatsarchivs eine kleine Sammlung von Büchern aus dem 16., 17. und 18. Jahrhundert aufbewahrt, für die ein gesonderter Katalog vorliegt. Die meisten dieser etwa 200 Bücher (Stand Januar 2023) stammen aus Pfarrarchiven und aus Schenkungen, ein kleiner Teil auch aus Antiquariaten. Aus den Besitzereinträgen lässt sich die Vorgeschichte dieses bunt zusammengewürfelten Bestandes nur zum Teil nachvollziehen.
Zum Bestand gehören folgende Veröffentlichungen zur nordwestdeutschen Landesgeschichte: Hermann Hamelmanns „Oldenburgisch Chronicon“ (Oldenburg 1599), die „Oldenburgische Weserzollsache“ (Oldenburg 1653 u. 1656), die „Notitia Historica-Politica“ des Johann Justus Winkelmann (Oldenburg 1667), Heinrich Meiboms drei Bände „Rerum Germanicarum“ (Helmstedt 1688), die „Historia Westphaliae“ und die dreiteiligen Paderborner Annalen des Nicolaus Schaten und des Michael Strunck (in einer Mischauflage Münster 1773-1775 bzw. Paderborn 1741), die zweibändige Biographie des münsterischen Bischofs Christoph Bernhard von Galen von seinem Generalvikar Johann von Alpen (Coesfeld 1694 u. Münster 1703), Adam Adamis „In Pacificatione Osnabrugo-Monasteriensi“ (Frankfurt am Main 1707), das „Corpus Constitutionum Oldenburgicarum Selectarum“ des Johann Christoph von Oetken (Oldenburg 1722), der erste Band von Johann Vogts „Monumenta inedita rerum Germanicarum“ (Bremen 1740-1743), die „Monumentorum Monasteriensium Decuria prima“ des Jodocus Hermann Nünning (Wesel 1747), Lodtmanns „Monumenta Osnabrugensia“ (Helmstedt 1753), Anton Günther von Münnichs „Oldenburgischer Deich-Band“ (Leipzig 1767) sowie die zweiteilige Geschichte der Bischöfe von Osnabrück von Johann Itel Sandhoff (Münster 1785).
Eine zweite Gruppe des Bestandes der frühneuzeitlichen Bücher bilden die liturgischen Bücher der Bistümer Osnabrück und Münster: die von Bischof Franz Wilhelm von Wartenberg herausgegebenen Dekrete der Osnabrücker Synoden von 1628 bis 1630, das „Missale Monasteriensis Ecclesiae“ (Antwerpen 1632), die „Agenda seu Rituale Osnabrugense“ (Köln 1653), die „Officia propria Sanctorum Ecclesiae et Dioecesis Osnabrugensis“ (Osnabrück 1768), die „Agenda Pastoralia dioecesis Monasteriensis” (Münster 1712), zwei von vier Bänden des „Breviarium Monasteriense“ (Münster 1784) und das „Neue katholische Gesangbuch“ des Rudolph Deutgen (undatiert).
Aus den übrigen Teilen der Sammlung frühneuzeitlicher Bücher sind besonders erwähnenswert: die von Martin Luther auf der Wartburg verfasste Schrift "Von der Beycht ob die der Bapst macht habe zu gepieten" (Wittenberg 1521), eine frühe Ausgabe des „Decretum Gratiani“ (Lyon 1559), der zweite Band von Gregor von Valencias Kommentar zur „Summa Theologica“ des Aquinaten (Ingolstadt 1592), eine Ausgabe des „Corpus Iuris Canonici“ (Lyon 1606), eine Ausgabe von Cäsars „De bello Gallico“ (Frankfurt 1606), eine Ausgabe der Naturkunde des Plinius (Frankfurt 1608), die Bibelübersetzungen des Johann Dietenberger und des Caspar Ulenberg (Köln 1626 bzw. 1630), mehrere Ausgaben des römischen Messbuches (Salzburg 1671 usw.), eine Ausgabe des „Graduale Romanum“ (Antwerpen 1691), die Handbücher des Anaclet Reiffenstuel zum Kirchenrecht und zur Moraltheologie (München 1702 bzw. 1742), „Le Grand Dictionnaire Historique“ des Louis Moreri in einer sechsbändigen Auflage (Paris 1732), etliche Einzelbände der „Allgemeinen Welthistorie“ von Boysen, Häberlin u. a. (Halle 1767-1779) sowie etliche Einzelbände der „Geschichte der Deutschen“ des Michael Ignaz Schmidt (Frankental 1785-1791).
Neben dieser Sammlung gibt es im Offizialatsarchiv Vechta mehrere Bestände frühneuzeitlicher Bücher, die geschlossen aus Pfarrarchiven übernommen wurden:
- Bücherbestand des Pfarramtes Cappeln: Es handelt sich um 29 theologische Werke aus dem Zeitraum von 1614 bis 1755, wovon ein erheblicher Teil stark beschädigt ist.
- Bücherbestand des Pfarramtes Neuenkirchen: Die 125 Bücher sind jedoch größtenteils in einem desolaten Zustand und werden in Archivkartons verwahrt. Etwa die Hälfte der Sammlung stammt laut den erhaltenen Besitzervermerken aus der Bibliothek des langjährigen Pfarrers der Stiftskirche St. Johann zu Osnabrück, Johann Friedrich Schwitering, der 1712 in Neuenkirchen geboren wurde und 1793 gestorben ist.
- Bibliothek des Pfarramtes Steinfeld: Die Sammlung von Büchern aus der Zeit vom 16. bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts kann als exemplarisch für Bibliotheken katholischer Pfarrhäuser dieser Zeit gelten. Bislang liegt nur ein handschriftlicher Katalog mit 745 Kurztiteln vor; eine genauere inhaltliche Erschließung steht noch aus.
Eine weitere historische Büchersammlung des Offizialates in Vechta befindet sich seit 1999 als Depositum in der Landesbibliothek Oldenburg. Es handelt sich um die Bücherei der Vikarie in Langförden. Der dortige bibliophile Pfarrer Johann Heinrich Pundsack hatte die Vikarie 1727 gestiftet und ihr testamentarisch seine umfangreiche Bibliothek vermacht. 1950 gelangte die Büchersammlung in sehr heruntergekommenem Zustand in das Bischöfliche Offizialat in Vechta. Zum Bestand gehören drei Inkunabeln: eine komplette Bibelausgabe (Venedig um 1485), eine Sammlung von Predigten für die Heiligenfeste und für die Sonntage des Kirchenjahres (Straßburg 1493) und eine Ausgabe des die zehn Gebote behandelnden „Speculum aureum“ des Heinrich Herp (Basel 1496). Weitere Frühdrucke sind eine Ausgabe der berühmten „Legenda aurea“ des Jacobus de Voragine (Straßburg 1502), eine Ausgabe der Messerklärung des Wilhelm von Gouda (Deventer 1504), ein lateinisches Wörterbuch des Ambrosius Calepinus (Basel 1512) und eine Predigtsammlung des ungarischen Franziskaners Pelbart von Temeswar (Lyon 1514).
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