Zeittafel zur Kirchengeschichte im Offizialatsbezirk Oldenburg
782
Der westfälische Herzog Widukind ruft zum Aufstand gegen die fränkische Eroberung des Sachsenlandes auf. Im sächsischen bzw. westfälischen Lerigau, der aus Teilen der heutigen Landkreise Vechta und Cloppenburg besteht, werden der Graf Emmig und der Priester Folkard getötet.
789
Am 8. November stirbt in Blexen (bei Nordenham) der hl. Willehad, ein angelsächsischer Missionar, der 787 zum ersten Bischof von Bremen geweiht worden war. Zu seinem Missionssprengel hatten unter anderem der sächsische Largau und die friesischen Gaue Rüstringen, Östringen und Wangerland gehört, also das heutige nördliche Oldenburger Land.
851
Graf Waltbert, ein Enkel Widukinds, bringt die Reliquien des hl. Alexander von Rom nach Wildeshausen. Der schriftliche Bericht über die „Translatio Sancti Alexandri“ gehört heute zu den wichtigsten Quellen für die altsächsische Geschichte. Waltbert lässt in Wildeshausen eine Kirche erbauen, die er 872 mit reichem Grundbesitz im Lerigau ausstattet. In der Folgezeit entwickelt sich hier ein bedeutendes Kanonikerstift.
855
König Ludwig der Deutsche schenkt die „kleine Zelle“ Visbek mit allen ihr unterstellten Kirchen und Besitztümern dem Benediktinerkloster Corvey. Nach späterer Überlieferung war Visbek eine Gründung des sächsischen Adeligen Gerbert, genannt Castus, eines Schülers des hl. Liudger, des ersten Bischofs von Münster. Die zu Visbek gehörenden Kirchen lagen im Lerigau, im Hasegau (Löningen) und im Venkigau (Freren).
1077
Bischof Benno von Osnabrück sichert sich im Streit mit dem Kloster Corvey die Zehntrechte im nördlichen Teil seiner Diözese (dem heutigen Emsland und Oldenburger Münsterland). Corvey behält jedoch das Patronatsrecht über zahlreiche Kirchen in diesem Gebiet.
1159
Die Bauern von Cappeln erhalten für die von ihnen errichtete Kirche das Recht der freien Pfarrerwahl. Dasselbe Privileg sichern sich 1187 auch die Bauern von Steinfeld. Die meisten anderen Pfarrkirchen in der Diözese Osnabrück sind jedoch Stiftungen kirchlicher oder adeliger Grundherren.
1175
Graf Simon von Tecklenburg gründet ein Nonnenkloster in Essen an der Hase, das etwa zwanzig Jahre später infolge einer Brandkatastrophe nach Malgarten verlegt wird.
1252
Die Gräfin Jutta von Ravensberg verkauft zusammen mit ihrer Mutter Sophia und ihrem Mann Walram von Monschau ihr Erbe, die Herrschaft Vechta, an den Fürstbischof Otto von Münster.
1319
Durch einen Vergleich erlangen die Klöster des Johanniterordens in Friesland größere Selbständigkeit gegenüber der Ordenskomturei in Steinfurt. Zu diesen Klöstern gehört auch die Kommende Bokelesch im friesischen Saterland.
1400
Nach einer Fehde gelangt das bisher zur Grafschaft Tecklenburg gehörende Amt Cloppenburg als Kriegsbeute unter die Landesherrschaft des Fürstbischofs Otto von Münster. Fortan bilden die Ämter Meppen, Vechta und Cloppenburg das sogenannte Niederstift Münster, das aber kirchlich noch bis 1668 zur Diözese Osnabrück gehört.
1453
In der Stadt Vechta erhalten Augustinerinnen durch die Schenkung von Grundbesitz die Möglichkeit zur Errichtung eines Klosters, des Schwesternhauses Mariental.
1527
Die lutherische Reformation beginnt sich in der Grafschaft Oldenburg und in der Herrschaft Jever durchzusetzen. Die alte Verbindung der dortigen Kirchen mit der Erzdiözese Bremen löst sich auf.
1543
Im Auftrag des Fürstbischofs Franz von Waldeck führt der Lübecker Superintendent Hermann Bonnus im Hochstift Osnabrück sowie im Niederstift Münster die Reformation ein. Davon sind auch sämtliche damals existenten 28 Pfarrkirchen in den heutigen Landkreisen Cloppenburg und Vechta betroffen.
1548
Infolge des Schmalkaldischen Krieges sieht sich Fürstbischof Franz gezwungen, die Einführung der Reformation in seinen Territorien zu widerrufen. Mangels einer effektiven Kirchenaufsicht bleibt der konfessionelle Status des Niederstifts jedoch lange Zeit ungeklärt. Lutherisches Gedankengut setzt sich hier weitgehend durch; die Konvente der Kommende Bokelesch und des Schwesternhauses Mariental sterben aus.
1573
Mit der Publikation einer von Hermann Hamelmann verfassten Kirchenordnung erhält die Reformation in der Grafschaft Oldenburg eine rechtliche Grundlage.
1613
Ferdinand von Bayern, Kurfürst von Köln und Fürstbischof von Münster, entsendet seinen Generalvikar Johannes Hartmann ins Niederstift Münster, um dieses Gebiet kraft seiner landesherrlichen Gewalt zum katholischen Glauben zurückzuführen. In den folgenden Jahren wird sukzessive fast das gesamte Seelsorgepersonal im Niederstift ausgewechselt. In Vechta wirken von 1615 bis 1627 die Jesuiten.
1630
Der Osnabrücker Bischof Franz Wilhelm von Wartenberg gibt seiner Diözese eine Dekanatsverfassung und errichtet u. a. die Dekanate Cloppenburg und Vechta.
1642
Franziskaner aus Rheine lassen sich in Vechta nieder. Die Vechtaer Patres bilden in den folgenden anderthalb Jahrhunderten eine wichtige Stütze der Seelsorge in den Ämtern Vechta und Cloppenburg.
1648
Durch den Westfälischen Frieden wird die katholische Konfession in allen Pfarreien des Fürstbistums Münster bestätigt. In der Grenzgemeinde Goldenstedt entsteht das einzigartige „Simultaneum mixtum“, wonach der vom katholischen Pastor zelebrierte sonntägliche Gottesdienst von lutherischem Gemeindegesang begleitet werden konnte.
1650
Mit der „Capitulatio perpetua“ wird der konfessionelle Status der Kirchen im Fürstbistum Osnabrück festgeschrieben. Die Pfarrkirche in Damme wird den Katholiken, die in Neuenkirchen beiden Konfessionen gemeinschaftlich zugesprochen.
1654
Schwedische Truppen ziehen aus Vechta ab, das sie als Faustpfand für Geldforderungen an das Reich besetzt gehalten hatten. Zum Dank stiftet Fürstbischof Christoph Bernhard von Galen die bis heute jährlich abgehaltene Himmelfahrtsprozession in Vechta.
1667
Als Diözesanbischof von Münster erwirbt Christoph Bernhard von Galen vom Osnabrücker Domkapitel die geistliche Jurisdiktion im Niederstift Münster. 1668 ratifiziert Papst Clemens IX. diesen Vertrag.
1674
Fürstbischof Christoph Bernhard ordnet an, dass jedes Kirchspiel eine Schule unterhalten muss. In Cloppenburg, Friesoythe, Löningen, Dinklage und Vechta sollen außerdem gesonderte Mädchenschulen gegründet werden.
1682
Der selige Niels Stensen, ein bedeutender Naturwissenschaftler, visitiert als Weihbischof von Münster die Pfarreien des Dekanates Vechta.
1699
Die Stiftskirche in Wildeshausen fällt nach mehrfachem Konfessionswechsel endgültig an die Protestanten. Die Kanoniker finden in Vechta Asyl, wo seither auch das kostbare Armreliquiar des hl. Alexander verwahrt wird.
1719
Die Franziskaner in Vechta erweitern ihre Klosterschule aufgrund eines Vertrags mit dem Vechtaer Magistrat zu einer höheren Schule, dem heutigen Gymnasium Antonianum. Seither wird diese Bildungsstätte von Schülern aus allen Gemeinden des östlichen Niederstifts besucht.
1776
In der Herrschaft Jever wird durch den Landesherrn, Fürst Friedrich August von Anhalt-Zerbst, die Gleichberechtigung der Konfessionen eingeführt.
1783
Der Herzog von Oldenburg gibt der katholischen Minderheit in seiner Hauptstadt die Erlaubnis zur Anstellung eines eigenen Seelsorgers.
1783/84
Der bedeutende münsterische Schulreformer Bernard Overberg visitiert sämtliche Kirchspiels- und Bauerschaftsschulen des Niederstifts Münster.
1792/93
Das Fürstbistum Münster gewährt Tausenden von französischen Priestern Asyl, die vor den Revolutionären geflohen waren. Einige von ihnen werden auch in den Ämtern Vechta und Cloppenburg untergebracht.
1806
Das Alexanderstift in Vechta wird säkularisiert, nachdem Propst und Dechant des Kapitels bereits vorher verstorben waren. Die verbliebenen Stiftsherren erhalten Pensionen.
1812
Während der Franzosenzeit wird das Franziskanerkloster in Vechta, dem schon in der oldenburgischen Zeit die Aufnahme von Novizen untersagt worden war, aufgrund eines napoleonischen Erlasses aufgehoben.
1821
Durch die Bulle „De salute animarum“ unterstellt Papst Pius VII. die im Herzogtum Oldenburg wohnenden Katholiken der Jurisdiktion des Bistums Münster. Dies betrifft auch die bislang zum Bistum Osnabrück gehörenden Pfarreien Damme und Neuenkirchen sowie die Missionsgemeinden Oldenburg und Jever.
1831
Aufgrund der 1830 zwischen Vertretern des Großherzogs von Oldenburg und des Heiligen Stuhls ausgehandelten „Konvention von Oliva“ wird für die im Herzogtum Oldenburg wohnenden Katholiken ein eigenes, mit weitgehenden Rechten ausgestattetes Generalvikariat mit der Bezeichnung „Offizialat“ geschaffen, das von der bischöflichen Behörde in Münster unabhängig ist und seinen Sitz in Vechta hat. Als erster Offizial wird Dr. Franz Joseph Herold am 4. Mai in sein Amt eingeführt.
1846
Offizial Dr. Herold sieht sich zur Amtsniederlegung gezwungen, als gegen ihn eine kirchliche Untersuchung wegen angeblicher sittlicher Verfehlungen eingeleitet wird. Aufgrund von Differenzen zwischen der Bistumsleitung in Münster und der Regierung in Oldenburg bleibt die Stelle des Offizials jahrelang vakant und kann erst 1853 neu besetzt werden.
1851
In Vechta wird das erste katholische Krankenhaus des Landes Oldenburg gegründet. Barmherzige Schwestern (Clemensschwestern) aus Münster übernehmen den Pflegedienst. Bis zum Ersten Weltkrieg entstehen an vielen Orten im Süden und Norden des Landes Oldenburg weitere Hospitäler. Neben den Clemensschwestern erwerben sich auch die Mauritzer Franziskanerinnen große Verdienste um die Krankenfürsorge.
1854
Der „Oldenburgische Kirchenstreit“, ein fast zwanzig Jahre dauernder Konflikt zwischen oldenburgischem Staat und katholischer Kirchenleitung, nimmt seinen Anfang. Die Meinungsverschiedenheiten über die staatlichen Aufsichtsrechte eskalieren jedoch nicht zu einem Kulturkampf und werden 1871 beigelegt.
1859
Die Schwestern Unserer Lieben Frau eröffnen in Vechta die erste katholische Höhere Töchterschule des Landes Oldenburg. Später gründet die Kongregation weitere Mädchenschulen in Lohne (1870), Cloppenburg (1878), Oldenburg (1888), Damme (1897), Bant/Wilhelmshaven (1903), Löningen (1907), Delmenhorst (1910) und Friesoythe (1919).
1860
Bei einem Treffen in der Nähe von Münster konstituiert sich der „Verein oldenburgischer Geistlicher“, der sich die „Erleichterung des Berufslebens durch Freundschaft und Wissenschaft“ zum Ziel setzt. Für die Jahresversammlungen des Vereins wird die humoristische Bezeichnung „Räubersynode“ gebräuchlich. In Verbindung mit dem Verein steht die Theologengemeinschaft „Oldenburgia“, der die in Münster studierenden Priesteramtskandidaten aus dem Oldenburger Land angehören.
1861
In Vechta wird ein Lehrerseminar eröffnet. In der Tradition der schon seit 1830 bestehenden Normalschule werden hier Lehrkräfte für die katholischen Schulen des Herzogtums Oldenburg ausgebildet. Parallel dazu richten die Schwestern Unserer Lieben Frau 1877 ein Lehrerinnenseminar in Vechta ein, das später teilweise nach Cloppenburg verlegt wird.
1871
Sechs Jahre nach dem Tod Adolph Kolpings wird in Damme der erste katholische Gesellenverein des Landes Oldenburg gegründet. Bis zum Ende des Jahrhunderts folgen Vereinsgründungen in neun anderen oldenburgischen Orten. Aus dem seit den späten 1880er Jahren gefeierten Bundesfest entwickelt sich der heute jährlich stattfindende Oldenburger Kolpingtag.
1876
Der Bischof von Münster, Johann Bernhard Brinkmann, wird von der preußischen Justiz wegen seines Widerstands gegen Bismarcks Kulturkampfgesetze für abgesetzt erklärt, nachdem er schon im Vorjahr inhaftiert gewesen war und in Holland Zuflucht gesucht hatte. In einem weiteren Verfahren wird er erneut zu Gefängnishaft verurteilt, weil er Gelder und Akten seines aufgelösten Generalvikariats beim Offizialat in Vechta in Sicherheit hatte bringen lassen. Die Kirche erkennt die Absetzung Brinkmanns nicht an. 1884 kann er nach Münster zurückkehren, wo ihm die Bevölkerung einen triumphalen Empfang bereitet.
1877
Ferdinand Graf von Galen, Reichstagsabgeordneter aus Dinklage, bringt im Reichstag den „Antrag Galen“, die erste sozialpolitische Initiative der Zentrumspartei, ein. Der Antrag enthält einen Maßnahmen-Katalog zum Schutz der Arbeiter, wird jedoch von einem parlamentarischen Ausschuss ohne weitere Beratung zurückgewiesen.
1886
Die Schwestern Unserer Lieben Frau gründen in Damme das Waisenhaus St.-Antoniusstift und ein Jahr später in Cloppenburg das St.-Vincenzhaus als Heim für behinderte Kinder.
1897
Auf Initiative der seligen Maria-Teresa Tauscher, der Gründerin des Carmel vom Göttlichen Herzen Jesu, wird in Vechta das Waisenhaus St.-Josefsheim eingerichtet.
1902
Die Dominikaner eröffnen in Vechta ein Schülerkonvikt und sechs Jahre später eine Ordens- und Missionsschule. Bei der Wiedereröffnung nach dem Zweiten Weltkrieg erhält die Schule die Bezeichnung Kolleg St. Thomas.
1904
In Lohne gründet Kaplan Anton Stegemann den ersten katholischen Arbeiterverein des Landes Oldenburg.
1908
Der Franziskanerorden gründet in Mühlen (bei Steinfeld) ein Kloster.
1912
In der oldenburgischen Diaspora wird die Pfarrei Delmenhorst errichtet, da sich zahlreiche katholische Arbeitsmigranten in der aufstrebenden Industriestadt niedergelassen haben. Weitere Neugründungen von Diasporapfarreien folgen 1913 im preußischen Wilhelmshaven und 1914 im benachbarten oldenburgischen Rüstringen.
1914
Nach Ausbruch des Weltkriegs pilgern viele Katholiken aus dem Oldenburger Land nach Bethen (bei Cloppenburg), um dort vor dem Gnadenbild der Muttergottes, einer Skulptur aus dem 15. Jahrhundert, für ihre Angehörigen zu beten.
1920
In der Umbruchszeit nach dem verlorenen Weltkrieg findet im September in Cloppenburg ein „Oldenburger Katholikentag“ mit über 35.000 Teilnehmern statt. In mehreren Vortragsveranstaltungen wird versucht, Antworten auf drängende Zeitfragen zu geben.
1921
Um die caritative Arbeit effektiver zu organisieren, wird der Landes-Caritasverband für Oldenburg gegründet. Heute steht dieser Verband gleichberechtigt neben den Diözesan-Caritasverbänden der deutschen Bistümer.
1929
In Bethen wird auf dem Platz neben der alten Marienkapelle eine neue, geräumige Wallfahrtskirche konsekriert. Sie dient als zentrale Gedenkstätte für die Opfer des Ersten (und später des Zweiten) Weltkriegs aus den katholischen Gemeinden des Landes Oldenburg. 1977 verleiht Papst Paul VI. der Wallfahrtskirche in Bethen den Titel einer „Basilica minor“.
1933
Der Pfarrer von St. Lamberti in Münster, Clemens August Graf von Galen, der 1878 auf Burg Dinklage geboren wurde, wird von Papst Pius XI. zum Bischof von Münster ernannt. Am 28. Oktober erhält er im Dom zu Münster die Bischofsweihe.
1934 Am 12. August erhebt Bischof von Galen bei einer Predigt vor 25.000 Männern in Bethen Protest gegen die Lehren des NS-Chefideologen Alfred Rosenberg.
1935
Das im Vorjahr gegründete oldenburgische Kirchenblatt „Kirche und Leben“ wird wegen zeitkritischer Artikel für drei Monate verboten.
1936
Am 30. Januar findet in Vechta unter großer Beteiligung der Bevölkerung die Beisetzung des in Oldenburger Gefängnishaft verstorbenen Dominikanerpaters Titus Horten statt. Die Nationalsozialisten hatten ihn in einem Schauprozess als „Devisenverbrecher“ angeklagt. Wegen seiner tiefen Frömmigkeit und Bescheidenheit wird Pater Titus von vielen Katholiken wie ein Heiliger verehrt; seit 1948 läuft ein Seligsprechungsverfahren.
1936
Am 25. November erzwingen oldenburgische Katholiken bei einer Großkundgebung in der Münsterlandhalle in Cloppenburg die Rücknahme eines Regierungserlasses, mit dem die Kreuze in den Schulen verboten werden sollten („Kreuzkampf“). Später werden drei katholische Laien aus Südoldenburg, die sich führend an den Protesten beteiligt hatten, monatelang im KZ Oranienburg festgehalten.
1938
Proteste von katholischen Priestern und Laien unter Führung des Offizials Franz Vorwerk gegen die Abschaffung der Bekenntnisschule im Land Oldenburg führen zur KZ-Einlieferung von zwölf Familienvätern aus Goldenstedt und Lutten sowie zur Landesverweisung des Offizials und mehrerer anderer Geistlicher.
1939
Der NS-Staat entzieht den katholischen Ordensschulen die Existenzberechtigung. Die Mädchenschulen der Schwestern Unserer Lieben Frau und das Gymnasium der Dominikaner in Füchtel müssen spätestens zu Ostern 1940 ihre Arbeit beenden.
1940
Auf die Ernennung des neuen Offizials Dr. Johannes Pohlschneider durch Bischof von Galen reagiert der oldenburgische Staat im Juni mit der Zwangsräumung des Offizialatsgebäudes in Vechta und der Einbehaltung der staatlichen Zuschüsse für die Kirche.
1941
In der dritten seiner berühmten regimekritischen Predigten prangert Bischof von Galen am 3. August in der Lamberti-Kirche in Münster die verbrecherischen Euthanasie-Maßnahmen der NS-Regierung öffentlich an. Heinrich Fresenborg, der Pfarrer von Neuscharrel, der diese Predigt im Gottesdienst thematisiert, wird am 18. September von der Gestapo abgeholt und ins KZ Dachau eingeliefert. Bischof von Galen ordnet daraufhin an, dass seine Predigt am 28. September in allen katholischen Kirchen Oldenburgs wörtlich von der Kanzel verlesen wird.
1944
Der Provinzial der deutschen Dominikaner, der aus Elisabethfehn gebürtige Pater Laurentius Siemer, wird nach dem Hitler-Attentat von der Gestapo gesucht. Er kann in Schwichteler bei Cappeln untertauchen und wird bis Kriegsende von einer Bauernfamilie in Handorf bei Holdorf versteckt gehalten.
1945
Im KZ Bergen-Belsen endet das Leben des Postbeamten Meinard Fortmann aus Vechta, der sich als Kolpingbruder standhaft gegen die Gleichschaltung durch die NSDAP aufgelehnt hatte.
1945
Als am 11. April die Alliierten in Löningen einrücken, findet der Vikar Ernst Henn beim Aufziehen einer weißen Fahne den Tod. Henn genoss als Jugendseelsorger sehr große Beliebtheit und gehörte zu den wenigen Geistlichen, die 1938 öffentlich gegen die Verbrennung der Synagogen protestiert hatten.
1946
Am 21. Februar findet in Rom ein öffentliches Konsistorium mit Papst Pius XII. statt, bei dem Bischof von Galen in das Kollegium der Kardinäle aufgenommen wird. Ihm wird von vielen Seiten große Hochachtung entgegengebracht. Kurz nach seiner Rückkehr nach Münster stirbt der Kardinal am 22. März an den Folgen eines Blinddarmdurchbruchs.
1946
Über zweihunderttausend Heimatvertriebene aus den deutschen Ostgebieten werden im Land Oldenburg angesiedelt. Die Katholikenzahl wächst von 141.000 im Jahr 1939 auf 220.000 im Jahr 1950. In den fünfziger und sechziger Jahren entstehen vor allem in der nordoldenburgischen Diaspora zahlreiche neue Kirchengemeinden.
1946
Im November endet die Eigenstaatlichkeit des Landes Oldenburg, das als Verwaltungsbezirk im neugegründeten Land Niedersachsen aufgeht.
1948
Das 1832 errichtete Offizialatsgebäude in Vechta geht als Entschädigung für die antikirchlichen Maßnahmen der NS-Zeit in den Besitz der katholischen Kirche über.
1949
Die Familie von Galen schenkt ihre Burg Dinklage den Benediktinerinnen von Alexanderdorf, die hier ein Kloster gründen, das 1977 in den Rang einer Abtei erhoben wird.
1963
Benediktiner von Münsterschwarzach lassen sich auf einem Bauernhof in Kemphausen (bei Damme) nieder. Seit 1969/70 ist der Konvent in einem neu erbauten Kloster in Damme ansässig, das 1980 den Status eines Priorats erhält. Die Mönche widmen sich der religiösen Bildungsarbeit.
1965
Der Heilige Stuhl und das Land Niedersachsen schließen ein Konkordat ab, welches unter anderem die Sonderstellung des Offizialatsbezirks Oldenburg und die katholische Lehrerausbildung in Vechta garantiert.
1966 Am 8. Januar findet eine erste offizielle Begegnung des Bischofs von Münster und des Offizials in Vechta mit dem evangelischen Landesbischof von Oldenburg statt, woraus die regelmäßig stattfindenden „Oldenburger Ökumenischen Gespräche“ hervorgehen.
1969
Die niedersächsische Regierung beendet die schulrechtliche Sonderstellung des Verwaltungsbezirks Oldenburg. Künftig gilt hier nicht mehr die Bekenntnisschule, sondern die christliche Gemeinschaftsschule als Regel. In der Folge geht auch der konfessionelle Charakter der Pädagogischen Hochschule in Vechta verloren, die 1973 zu einer Abteilung der Universität Osnabrück wird.
1973
Im Zuge der Einteilung des Bistums Münster in Regionen wird Offizial Dr. Max Georg Freiherr von Twickel zum Regionalbischof für Oldenburg ernannt und am 24. Februar im Dom zu Münster zum Bischof geweiht. Damit wird die Stadt Vechta Bischofssitz.
1973
Eine Novellierung des Niedersachsenkonkordates gibt der katholischen Kirche die Möglichkeit, in größeren Orten Hauptschulen nebst Orientierungsstufen in kirchlicher Trägerschaft einzurichten. Solche sogenannten Konkordatsschulen entstehen in den folgenden Jahren in Cloppenburg, Vechta, Oldenburg und Wilhelmshaven. Sie werden später um Realschulzweige erweitert.
1974
In Stapelfeld nimmt die Heimvolkshochschule Kardinal von Galen ihre Arbeit auf. Sie widmet sich aus christlichem Geist der Erwachsenenbildung und führt seit 1991 den Titel einer Katholischen Akademie.
1974
Die Salesianer Don Boscos richten in der ehemaligen Volksschule in Calhorn bei Essen eine Stätte religiöser Einkehr für junge Christen ein.
1985
In Bethen findet erstmals ein großer Bekenntnistag der Oldenburger Katholiken in neuer Form statt.
1987
Papst Johannes Paul II. besucht während seiner zweiten Deutschlandreise Münster und betet am Grab des Kardinals von Galen.
2001
Nach 31-jähriger Amtszeit geht der Offizial und Weihbischof Dr. von Twickel in den Ruhestand. Zu seinem Nachfolger wird der bisherige Pfarrer von Visbek, Heinrich Timmerevers, ernannt. Am 2. September erhält er im Dom zu Münster die Bischofsweihe.
2002
Die Pfarrei Hengelage bei Essen, die politisch bereits seit 1972 zur Stadt Quakenbrück gehört, wird an das Bistum Osnabrück abgetreten.
2003
Die 1965/66 für die Soldatenseelsorge in Delmenhorst-Adelheide erbaute St.-Ansgar-Kirche muss als erstes katholisches Gotteshaus im Oldenburger Land profaniert und verkauft werden.
2004
Mit der Zusammenführung von vier ehemals selbständigen Kirchengemeinden zur neuen Pfarrei St. Johannes Baptist in Garrel beginnt die Umsetzung eines „Zukunftsplans“ für die katholische Kirche im Oldenburger Land. Damit soll dem sich verstärkenden Rückgang der Priesterberufungen und des Gottesdienstbesuchs Rechnung getragen werden.
2005
Im Rahmen einer Romwallfahrt zum 1200-jährigen Jubiläum des Bistums Münster findet am 9. Oktober im Petersdom die feierliche Seligsprechung des Kardinals von Galen statt.
2010
Die Aufarbeitung von Fällen sexuellen Missbrauchs durch Mitarbeiter der katholischen Kirche löst innerhalb wie außerhalb der Kirche große Erschütterung aus. Auch in kirchlichen Einrichtungen des Offizialatsbezirks hatte es solche Fälle gegeben, über die nun erstmals öffentlich berichtet wird.
2012
Im Urlaubsort Schillig an der Nordsee wird am 4. Februar die „Kirche am Meer“ eingeweiht, die als gelungener Kirchenneubau in einer Zeit der Profanierungen überregionale Beachtung findet.
2012
Nach der Aufhebung der Pfarrei Neuenkirchen und ihre Eingliederung in die Pfarrei Damme hat sich die Anzahl der selbständigen katholischen Kirchengemeinden im Offizialatsbezirk Oldenburg innerhalb von acht Jahren von 123 auf 41 reduziert.
2013
Die Schwestern Unserer Lieben Frau sehen sich aufgrund der Überalterung ihrer Kongregation gezwungen, die Leitung der letzten ihnen verbliebenen Schulen im Offizialatsbezirk, der Liebfrauenschule Vechta und der Berufsbildenden Schulen Marienhain, aufzugeben. Die Trägerschaft geht auf das Offizialat über.
2016
Heinrich Timmerevers wird von Papst Franziskus am 29. April zum Bischof von Dresden-Meißen ernannt und am 27. August in sein neues Amt eingeführt. Zu seinem Nachfolger als Offizial für den Offizialatsbezirk Oldenburg ernennt Bischof Felix Genn am 21. Oktober den bisherigen Weihbischof für die Region Niederrhein, Wilfried Theising (Amtseinführung in Vechta am 28. Januar 2017).
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